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Zweite Auflage
bearbeitet
Erster Teil
Über den Ursprung des Qorans
Begriff der Prophetie. Art der prophetischen Begabung Muhammeds.
Jüdische und christliche Einflüsse. Schriftliche und mündliche Quellen.
Die Verbreitung der Lese- und Schreibekunst im alten Arabien. Verhältnis
Muhammeds zu Zaid b. 'Amr und Umayya b. abi Salt. Heidnischer Einschlag
im Islam. Das persönliche Element von Muhammeds Religionsstiftung......
S. 1-20 |
Verschiedene Arten derselben. Psychogene Erregungszustände. Der angebliche Mentor des Propheten. Dahya. Länge der Offenbarungen. Namen derselben. Stil. Reim. Refrain. Wortspiele. Strophenbau. Schriftliche Aufzeichnung der Qoranstücke. Zusätze und andere Veränderungen die von Muhammed selbst ausgehen. Die sieben Ahruf Lesarten. Aufhebung von Offenbarungen. Die Originalität des Qorans und sein Yerhältnis zu den Offenbarungen des Propheten Maslama ...... S. 20-57 |
Hilfsmittel zur chronologischen Bestimmung der Suren. Überlieferte chronologischen Listen derselben ...... S.58-65 |
Im Jahre 1898 überraschte mich der Herr Verleger mit der Anfrage, ob ich eine zweite Auflage meines Buches "Geschichte des Qorans" herstellen wolle, oder aber, falls ich dazu nicht geneigt sei, einen Gelehrten nennen könne, dem man die Neubearbeitung des Buches anvertrauen dürfe. Da ich aus verschiedenen Gründen nicht daran denken konnte, dem Werk eine solche Gestalt zu geben, die mich selbst einigermassen befriedigen würde, schlug ich nach kurzem Bedenken meinen alten Schüler und Freund, Professor Schwally, für die Arbeit vor, und dieser erklärte sich auch dazu bereit. Er hat dann das Buch, das ich vor einem halben Jahrhundert rasch vollendet hatte, so weit möglich, den heutigen Anforderungen angepasst. Ich sage "so weit möglich", denn die Spuren der jugendlichen Keckheit liessen sich nicht ganz verwischen, wenn nicht ein ganz anderes Werk entstehen sollte. Gar manches, was ich damals mit mehr oder weniger grosser Sicherheit lungestellt hatte, ist mir später recht unsicher geworden.
Ich hatte in mein Handexemplar gelegentlich ohne Konsequenz einzelne Notizen geschrieben, die Schwally benutzen konnte. Von dem, was jetzt gedruckt vorliegt, habe ich eine Korrektur gelesen; dabei habe ich allerlei Randbemerkungen gemacht und es ihm überlassen, sie zu berücksichtigen oder nicht. Aber ich habe alles Einzelne nachgeprüft und nicht etwa solche Untersuchungen angestellt als ob es sich um eine von mir selbst vorgenommene vollständige Durcharbeitung handelte. So hat die zweite Auflage zwar den Vorzug, Resultate zweier Forscher zu geben, aber auch die Schwäche, dass die Verantwortung für sie eine geteilte ist.
Ob es mir möglich sein wird, vom zweiten Teil auch nur eine Korrektur zu lesen, steht dahin, da mir die zunehmende Schwäche meiner Augen alles Lesen immer mühsamer macht.
Herrenalb (Württemberg) im August 1909
Th. Nöldeke.
Als ich mit dem ehrenvollen Auftrage betraut wurde, von Th. Nöldeke's Geschichte des Qorans eine zweite Auflage vorzubereiten, war es mir keinen Augenblick zweifelhaft, dass diesem in der wissenschaftlichen Welt als standard work angesehen. Buche gegenüber die Neubearbeitung mit grösster Behutsamkeit vorgehen müsse. Obwohl es weit leichter gewesen wäre, unter Benutzung der ersten Auflage ein ganz neues Buch zu schreiben, hielt ich mich dazu nicht für befugt sondern war vielmehr bestrebt, den Text durch möglichst geringe Eingriffe mit dem gegenwärtigen Stand der Forschung in Einklang zu bringen. Nur wo mit solchen Mitteln nicht zu helfen war, entschloss ich mich zu radikalen Umgestaltungen oder zu grösseren Zusätzen Trotz dieses konservativen Verfahrens ist allein der Umfang des vorliegenden ersten Teiles um 5 Bogen gewachsen Die Abweichungen der neuen Auflage von der ersten äusserlich kenntlich zu machen, erwies sich bei der eben dargelegten Bearbeitungsweise als unmöglich.
Die Auseinandersetzungen mit Muir, Sprenger und Weil habe ich fast alle stehen gelassen. Wenn auch der Standpunkt dieser Gelehrten jetzt vielfach überholt ist, so sind doch ihre Forschungen von epochemachender Bedeutung. Aus den letzten 4 Jahrzehnten gibt es über die Entstehung des Qorans verhältnismässig wenig Arbeiten, und noch viel geringer ist die Zahl der wertvollen Publikationen. Sollte von diesen etwas Wesentliches übergangen sein, so ist es ohne Absicht geschehen.
Die arabischen Traditionswerke sind im allgemeinen nach Büchern. Kapiteln und (oder) Paragraphen zitiert. Wenn die Abschnitte allzu umfangreich waren, musste Band- und Seitenzahl einer bestimmten Ausgabe beigefügt werden. Es ist schade, dass sich in der Hadit-Literatur nicht eine feste Paginierung wie im Talmud eingebürgert hat.
Für zahlreiche Ratschläge und Berichtigungen bin ich ausser dem Verfasser der ersten Auflage, meinem teuren Lehrer Th. Nöldeke, zu besonderem Danke verbunden den beiden Gelehrten, welchen dieses Buch gewidmet werden durfte, meinen hochverehrten Freunden Prof. Dr. I. Goldziher in Budapest und Regierungsrat Prof. Dr. C. Snouck Hurgronje in Leiden. Erst nachdem mein Manuskript vollendet war, haben mir, auf meine Bitte, Th. Nöldeke und I. Goldziher ihre Handexemplare einige Tage zur Verfügung gestellt.
Die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften und das Großherzoglich Hessische Staatsministerium haben mir die Mittel bewilligt, um in Kairo, dieser Hochburg muhammedanischer Gelehrsamkeit, qoranwissenschaftliche Studien zu betreiben, wofür ich auch hier meinen ehrerbietigsten Dank ausspreche.
Die Bearbeitung hat sich sehr lange hingezogen, weil ich, unter der Last anderer literarischer Aufgaben und einer vielseitigen Lehrtätigkeit, mich der Qoranforschung nur mit grossen Unterbrechungen widmen konnte. Die Drucklegung, welche im Frühjahr 1908 begonnen hatte, musste ich wegen einer unaufschiebbaren Studienreise nach der Türkei ein halbes Jahr lang einstellen.
Der zweite Teil, einschliesslich der literarischen Einleitung, soll im nächsten Jahre erscheinen. Die Vorarbeiten zum dritten Teil sind an einem wichtigen Punkte ins Stocken geraten, da es mir noch nicht möglich war, die in den Bibliotheken von Paris, London und Petersburg aufbewahrten alten Qoranhandschriften zu untersuchen. Bei meinem vorjährigen Aufenthalt in Konstantinopel wurde nur von solchen Codices leider nichts zugänglich. Doch habe ich die begründete Hoffnung, auch diese, seither allzu ängstlich gehüteten, Schätze bald zu Gesicht zu bekommen.
Giessen 27. August 1909.
Fr. Schwally.
Bücher geschrieben von Theodor Nöldeke
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