6.1 Die Ausbreitung des Islam unter den Stammesgenossen

In der Folgezeit nahmen mehrere Männer und Frauen den Islam an. Man sprach nun in Mekka viel von der neuen Gruppe. Drei Jahre nach seiner Sendung erhielt Muhammad den Befehl von Allah, mit seiner Offenbarung an die Öffentlichkeit zu treten, die Leute mit ihr bekanntzumachen und sie zum Islam zu bekehren: “Tritt hervor mit dem, was dir aufgetragen worden ist und wende dich von den Götzendienern ab!” (Sure al-Hidjr 15,94) “Sprich: Ich bin der wahre Prediger.” (Sure al-Hidjr 15,89) “Predige deinen Stammesgenossen und Verwandten und breite deine Flügel über die Gläubigen, die dir folgen ...” (Sure al-Schu'ara' 26,214+215).

In den Anfangszeiten des Islam stiegen die Gefährten Muhammads in verborgene Schluchten und verheimlichten ihr Gebet vor ihrem Volk. Eines Tages, als Sa'd ibn Abi Waqqas mit weiteren Gefährten Muhammads in einer der Schluchten bei Mekka betete, erschienen mehrere Götzendiener, die sie tadelten und durch ihre Beleidigungen zum Kampf herausforderten. Sa'd ibn Abi Waqqas verletzte damals einen der Götzendiener mit dem Kinnbacken eines Esels. Es war das erste Blut, das bei der Ausbreitung des Islam vergossen wurde.

Als Muhammad mit seiner Religion offen auftrat, hielt sich sein Volk nicht fern von ihm und widerstand ihm nicht, bis er über ihre Götter sprach und diese schmähte. Nun verleugneten sie ihn und feindeten ihn an mit Ausnahme derer, welche Allah durch den Islam bewahrt hatte. Diese aber waren in geringer Zahl und verachtet.

6.2 Muhammad unter dem Schutz seines Onkels, Abu Talib

In diesem Streit wurde Muhammad von seinem Onkel Abu Talib bemitleidet und beschützt. Muhammad befolgte den Befehl Allahs und ließ sich durch nichts abhalten, seinen Glauben zu verkünden. Als die Quraisch feststellen mußten, daß Muhammad in nichts nachgab, unbeirrt mit seinen Schmähreden gegen ihre Götter fortfuhr und Abu Talib ihm gewogen war, ihn nicht preisgab und für ihn einstand, begaben sich mehrere von ihren Angesehensten zu Abu Talib und sagten: “Dein Neffe, o Abu Talib, schmäht unsere Götter, lästert unseren Glauben, betört unsere Jugend und leitet unsere Väter in die Irre. Entweder du hältst ihn davon ab oder du gibst ihn uns preis, da du ja wie wir anderer Meinung bist als er, und wir werden dir Ruhe vor ihm schaffen.”1 Abu Talib jedoch richtete freundliche Worte an sie und widerlegte sie mit sanfter Rede, bis sie wieder gingen.

Muhammad fuhr indessen fort, den Glauben an Allah zu verkünden und zum Islam aufzurufen. Die Spannungen zwischen ihm und den Quraisch wurden immer größer. Sie mieden und haßten Muhammad, sprachen viel von ihm und reizten einander zur Feindseligkeit gegen ihn auf. Dann begaben sie sich abermals zu Abu Talib und sagten: “Du bist ein geehrter und hochgestellter Mann unter uns. Wir haben dich schon einmal gebeten, dem Treiben deines Neffen gegen uns Einhalt zu gebieten. Du hast es aber nicht getan. Wir werden nun, bei Allah, nicht länger dulden, daß er unsere Väter schmäht, unsere Jugend betört und unsere Götter lästert. Entweder du hältst ihn von uns fern oder wir werden euch beide bekämpfen, bis ihr oder wir zugrunde gehen.”

Hierauf entfernten sie sich. Abu Talib war über die Spaltung seines Volkes sehr betrübt. Aber er konnte und wollte Muhammad nicht aufgeben und ausliefern. Abu Talib ging zu Muhammad, wiederholte ihm ihre Worte und sagte dann: “Schone mich und dich selbst und bürde mir nicht mehr auf, als ich tragen kann!”

Muhammad dachte, sein Onkel habe bereits den Entschluß gefaßt, ihm seinen Beistand zu entziehen und ihn auszuliefern, weil er sich zu schwach fühle, ihn zu beschützen. Er sagte daher: “Bei Allah, wenn sie die Sonne zu meiner Rechten und den Mond zu meiner Linken setzten und von mir forderten, meine Sache aufzugeben, bis sie Allah offenbar mache oder ich zugrunde gehe, so würde ich sie doch nicht aufgeben.” Dann weinte2 er und stand auf. Als er sich entfernen wollte, hielt ihn sein Onkel zurück und sagte: “Geh’ und rede, was du willst. Ich werde dich, bei Allah, niemals ausliefern.”

Als die Quraisch merkten, daß Abu Talib dem Gesandten Allahs seinen Schutz auch weiterhin nicht entziehen und ihn nicht ausliefern wollte und daß er eher sich von ihnen lossagen und sie zu Feinden haben wollte, gingen sie zu ihm mit Umara ibn al-Walid und sagten: “Hier ist Umara ibn al-Walid, der wackerste und anmutigste Jüngling der Quraisch. Nimm ihn, benutze seinen Verstand und gebrauche ihn als Beistand und liefere uns deinen Neffen aus, der deinem und deiner Väter Glauben untreu geworden ist. Er hat deine Gemeinde verlassen und die Jugend betört, und wir werden ihn töten. Er ist doch nur ein Mann wie jeder andere auch.”

Abu Talib erwiderte: “Bei Allah, ihr mutet mir etwas Unwürdiges zu. Ihr wolltet mir euren Sohn geben, daß ich ihn ernähre, und ich soll euch meinen Sohn geben, daß ihr in tötet. Daraus kann, bei Allah, nie etwas werden!”

Da sagte al-Mut'im ibn Adi: “Bei Allah, deine Stammesgenossen sind gerecht gegen dich und bemühen sich, dir Unangenehmes zu ersparen. Ich sehe aber, daß dir von allem nichts genehm ist, was sie dir anbieten.” Abu Talib entgegnete: “Bei Allah, sie sind nicht gerecht gegen mich, aber du scheinst entschlossen, mich aufzugeben und es mit den anderen gegen mich zu halten. Tu,’ was dir gut dünkt!”

Der Streit wurde immer heftiger. Man rüstete sich zum Kampf und zeigte sich feindselig gegeneinander. Jede Sippe versuchte, die Gefährten Muhammads vom Glauben abzubringen. Einige von ihnen wurden mißhandelt.

Muhammad aber wurde von seinem Onkel Abu Talib gedeckt, der, als er das Vorgehen der Quraisch gegen die Gläubigen sah, die Banu Haschim und Muttalib aufforderte, ebenfalls Muhammad zu beschützen und für ihn einzustehen. Sie folgten seiner Aufforderung und schlossen sich ihm an,3 mit Ausnahme Abu Lahabs, des verruchten Feindes Allahs.

6.3 Die Verleumdungskampagne der Quraisch gegen Muhammad

Einst versammelte sich eine Anzahl Quraischiten bei Walid ibn al-Mughira. Er war ihr Ältester und sagte: “Die Festtage nahen; die Karawanen der Beduinen werden kommen. Sie haben schon von Muhammad gehört. Faßt also einen gemeinsamen Entschluß darüber, was von ihm zu halten ist. Oder soll einer den andern Lügen strafen und widerlegen? Verwickelt euch in keine Meinungsverschiedenheiten, damit keiner den anderen der Lüge bezichtigt.” Da sagten sie: “Sprich du, Vater des Abd Schams. Wir wollen deiner Ansicht zustimmen.” Er antwortete aber: “Sprecht ihr, ich will euch anhören!”

Da sprachen sie: “Wir wollen sagen, er sei ein Wahrsager (Kahin)4.” Da erwiderte er: “Nein, bei Allah, er ist kein Wahrsager! Er murmelt und reimt nicht, wie sie es zu tun pflegen.”

“Nun”, sagten sie, “dann wollen wir ihn als Besessenen (Madjnun)5 ausgeben.” Walid entgegnete aber: “Er ist kein Besessener. Er ist nicht wie jene dem Ersticken nahe, flüstert nicht und redet nicht verrückt daher.”

Da meinten die Quraischiten: “Nun, so nennen wir ihn einen Dichter (Sha'ir)6. Jener versetzte: “Er ist kein Dichter. Wir kennen alle Gedichte in den verschiedenen Versarten, aber seine Worte sind keine Gedichte.”

“Nun,” argumentierten sie, “dann wollen wir sagen, er sei ein Zauberer (Sahir).”7 Walid ibn al-Mughira erwiderte: “Er ist kein Zauberer. Wir haben Zauberer bei ihrem Tun beobachtet. Er wispert nicht wie sie und macht keine Knoten wie sie.”

Da fragten sie: “Nun, Vater des Abd Schams, was sollen wir dann sagen?” Er antwortete: “Bei Allah, seine Rede ist süß. Sein Stamm ist ausgezeichnet und seine Zweige sind ein Garten. Von all dem könnt ihr nichts sagen, ohne daß man sofort weiß, daß es falsch ist. Das beste ist noch, daß ihr sagt, er sei wie ein Zauberer; denn seine Rede ist ein Zauber, durch sie trennt er den Mann von seinem Vater, von seinem Bruder, von seiner Gattin und von seinem Geschlecht!”

Sie trennten sich nun, nachdem sie sich geeinigt hatten. Als die Festzeit kam, setzten sie sich an den Weg, wo die Pilger vorüberkamen, warnten jeden vor Muhammad und erklärten ihnen, daß er ein Zauberer sei. Sie sagten allen, denen sie begegneten, über Muhammad, was sie ausgemacht hatten. Auf diese Weise kehrten alle Beduinen von diesem Fest mit der Kenntnis von Muhammads Prophetentum heim. Man sprach von ihm in ganz Arabien.

Als die Kunde von Muhammad sich immer mehr unter den Beduinen verbreitete und in alle Provinzen gelangte, sprach man auch in Medina über ihn. Kein arabischer Stamm wußte mehr von ihm als die Aus und Khazradj, die in Medina wohnten. Schon früher hatten sie durch jüdische Rabbiner, die als Schutzgenossen bei ihnen wohnten, von ihm gehört.

6.4 Was Muhammad noch von seinem Volk angetan worden ist

Die Quraisch wurden immer heftiger aufgrund der Unannehmlichkeiten, die sie sich wegen ihrer Feindschaft gegen Muhammad zuzogen. Sie stachelten die Verwegensten gegen ihn auf. Diese nannten ihn einen Lügner, mißhandelten ihn und schalten ihn öffentlich einen Zauberer, Dichter, Wahrsager und Besessenen.

Muhammad aber vollzog öffentlich Allahs Befehl, indem er laut sagte, was sie ungern hörten. Er schmähte ihren Glauben, verwarf ihre Götzen und sagte sich von ihnen, den Ungläubigen, los.

Sie sprachen: “Wir haben nie Ähnliches ertragen. Er nennt uns Toren, beschimpft unsere Väter, schmäht unseren Glauben, spaltet unser Volk und lästert unsere Götter. In der Tat, wir erleiden Schweres von ihm.”

Abd Allah ibn Umar ibn al-'As erzählte: “Während sie so sprachen, erschien Muhammad selbst, umfaßte den Pfeiler des Heiligtums und ging dann, das Gebäude umkreisend, an ihnen vorüber. Ich merkte an seinem Gesicht, daß sie ihn beleidigt hatten. Ich machte dieselbe Beobachtung, als er zum zweiten und dritten Mal an ihnen vorübergegangen war. Dann blieb er stehen und sagte: ‚Hört, ihr Gemeinde Quraisch, bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist, ich komme zu euch mit dem Halsschnitt8 (Schächtung)!’

Die Leute hörten dieses Wort, und es war einem jeden, als hätte sich ein Vogel auf seinem Haupt niedergelassen. Selbst der Schlimmste unter ihnen redete ihn nun mit den zärtlichsten Worten an und sagte: ‚Geh, Abu al-Qasim, bei Allah, du bist kein Tor.’ Daraufhin entfernte sich Muhammad. Am folgenden Tage waren sie wieder im Heiligtum versammelt. Ich befand mich bei ihnen und hörte, wie einer dem andern zuraunte: ‚Erinnert ihr euch, was ihr ihm und er euch angetan, so daß er euch zu hören gab, was euch nicht lieb ist, und doch habt ihr ihn gehen lassen?’

Während sie so sprachen, kam auch Muhammad. Sie fielen wie ein Mann über ihn her, umzingelten ihn und fragten: ‚Hast du tatsächlich unsere Götter und unseren Glauben geschmäht?’ Er antwortete: ‚Ja, das habe ich getan!’ Da sah ich, wie einer ihn an der Stelle faßte, wo er den Mantel übereinandergeschlagen hatte. Abu Bakr stellte sich weinend vor ihn und sagte: ‚Wollt ihr einen Mann töten, der Allah seinen Herrn nennt?’ Daraufhin entfernten sie sich. Das war etwas vom Gemeinsten, was sie Muhammad antaten.”

Umm Kulthum, die Tochter Abu Bakrs, läßt uns wissen, wie es weiterging: “Als mein Vater an jenem Tage nach Hause kam, war ein Teil seines Hauptes kahl, so sehr hatten sie ihm die Haare an Kopf und Bart herausgerissen.”

Ein Gelehrter berichtet dazu: “Eines Tages, als Muhammad ausging, nannte ihn jedermann, sowohl Freier als auch Sklave, einen Lügner und beleidigte ihn. Er ging wieder nach Hause und hüllte sich ein. Da sprach Allah zu ihm: “O du Eingehüllter, steh’ auf und predige!” (Sure al-Muddaththir 74,1-2)

6.5 Die Bekehrung Hamzas

Abu Djahl ging bei Safaa an Muhammad vorüber und beschimpfte und beleidigte ihn wegen seiner neuen Religion und seiner sonstigen Verhältnisse. Muhammad entgegnete kein Wort. Eine Freigelassene des Abd Allah ibn Djudan, die in ihrer Wohnung saß, hörte alles mit an. Abu Djahl begab sich alsdann zur Versammlung der Quraisch bei der Ka'ba und setzte sich zu den andern. Nicht lange danach kehrte Hamza von der Jagd mit umgehängtem Bogen zurück. Er liebte die Jagd und war ein guter Jäger. Er pflegte, wenn er von der Jagd heimkam, nicht eher nach Hause zu gehen, bis er die Ka'ba umkreist hatte. Wenn er dann an der Versammlung der Quraisch vorüberkam, blieb er stehen und grüßte und unterhielt sich mit ihnen. Er war einer der stärksten und kräftigsten Männer unter den Quraisch.

Als er an der Frau vorüberkam – der Prophet war schon nach Hause gegangen – sagte sie zu ihm: “O Abu Umara, hättest du doch gesehen, wie soeben dein Neffe Muhammad von Abu al-Hakam ibn Hischam behandelt worden ist! Letzterer ging hier an Muhammad vorbei und hat ihn geschmäht und beschimpft. Dann hat er sich entfernt, ohne daß Muhammad ein Wort erwidert hätte.”

Da Allah Hamza mit seiner Gnade segnen wollte, geriet dieser in Zorn. Er ging rasch weiter, ohne sich aufzuhalten und beschloß, Abu Djahl anzugreifen, falls er ihn treffen sollte. Als er zum Heiligtum kam, sah er ihn bei den anderen sitzen. Er trat auf ihn zu und versetzte ihm mit dem Bogen einen derben Schlag. Dann rief er: “Beschimpfst du ihn auch, wenn ich mich zu seinem Glauben bekenne und seine Worte zu den meinigen mache? Gib mir den Schlag zurück, wenn du es magst!” Einige unter den Makhzumiten erhoben sich, um Abu Djahl beizustehen. Er entgegnete aber: “Laßt Abu Umara in Ruhe, denn, bei Allah, ich habe seinen Neffen arg beschimpft.” Hamza blieb auch weiterhin Moslem und folgte in allem den Lehren Muhammads. Die Quraisch sahen ein, daß Muhammad durch Hamza eine beachtliche Verstärkung erlangt hatte. Sie unterließen in Zukunft manche Kränkung, die sie ihm bisher zugefügt hatten.9

6.6 Wie 'Utba ibn Rabi'a von Muhammad überzeugt wurde

Nachdem Hamza sich bekehrt und die Zahl der Anhänger Muhammads zugenommen hatte, meldete sich 'Utba ibn Rabla in der Versammlung der Quraisch zu Wort: “Soll ich nicht zu Muhammad gehen und ihm gewisse Vorschläge machen, die er vielleicht annimmt und uns dann mit seinem Glauben nicht länger belästigt?” Die Quraischiten hießen ihn, zu ihm zu gehen, um mit ihm zu reden. 'Utba stand auf, ging zu Muhammad, der allein im Heiligtum saß, und sagte zu ihm: “Du weißt, mein Vetter, daß du in unserem Stamm einen beachtlichen Rang einnimmst. Nun aber bist du mit einer schweren Last gekommen, wodurch du den Stamm gespalten, uns als Toren verspottet, die Götter gelästert, die Religion geschmäht und die dahingeschiedenen Väter des Unglaubens bezichtigt hast. Höre mir zu. Ich will dir Vorschläge machen, die du dir überlegen solltest. Vielleicht erscheint dir der eine oder andere annehmbar.” Muhammad antwortete: “Sprich, Abu al-Walid, ich will dich anhören.”

Da begann 'Utba: “Bezweckst du, mit deinem Vorhaben Geld zu gewinnen, so wollen wir so viel zusammenlegen, daß du der Reichste unter uns wirst; willst du aber Ehre erringen, so wollen wir dich zu unserem Ältesten erwählen. Somit kann nichts ohne dich beschlossen werden. Wir wollen dich sogar als unseren Fürsten anerkennen, wenn du es wünschst. Wenn dich ein Geist besucht, den du nicht abweisen kannst, so wollen wir dir einen Arzt beschaffen und unser Gut opfern, bis du geheilt bist; denn oft bemächtigt sich ein Geist eines Menschen, bis er geheilt wird.”10

Als 'Utba so gesprochen hatte, entgegnete Muhammad: “Wenn du fertig bist, so höre auch mich an: ‚Im Namen Allahs des barmherzigen Erbarmers. Ha, Mim. (Ich habe) eine Offenbarung vom barmherzigen Erbarmer (erhalten), ein Buch, das in Verse eingeteilt ist, einen arabischen Qur’an für ein verständiges Volk, der gute Botschaft und Drohungen enthält. Aber die meisten wenden sich ab und hören nicht zu’ (Sure Fussilat 41,1-4). Muhammad fuhr dann fort, ihm eine Sure des Quran vorzutragen, und 'Utba hörte ihm aufmerksam zu. Er stützte sich dabei auf seine Hände. Als Muhammad an die Stelle kam: ‚Fallet nieder vor Allah!’ (Sure Fussilat 41,37) fiel 'Utba mit Muhammad nieder. Muhammad sagte ihm dann: “Du hast nun gehört, was du gehört hast. Du weißt jetzt, was du zu tun hast.”

'Utba kehrte darauf zu seinen Freunden zurück. Da sagte einer zum andern: “Wir können bei Allah schwören, daß 'Utba mit ganz anderem Gesicht kommt, als er es beim Weggehen hatte.” Nachdem er sich wieder zu ihnen gesetzt hatte, fragten sie ihn: “Was bringst du?” Er antwortete: “Ich habe, bei Allah, Worte gehört, wie sie mir früher nie zu Ohren gekommen sind. Sie haben nichts mit Dichtung, Zauberei oder Wahrsagerei zu tun. Darum vertraut mir, folgt mir, und laßt Muhammad in Frieden. Die Worte, die ich von ihm gehört habe, werden tiefen Eindruck machen. Feinden ihn die Beduinen deshalb an, so habt ihr Ruhe vor ihm durch andere. Siegt er über sie, so ist seine Herrschaft auch eure Herrschaft, seine Macht eure Macht, und ihr werdet die glücklichsten Menschen durch ihn.”

Da riefen sie: “Bei Allah, er hat dich mit seiner Zunge verzaubert!” Er erwiderte: “Dies ist meine Ansicht. Tut nun, was euch gut dünkt.”

6.7 Der Streit zwischen Muhammad und den Quraischiten spitzt sich zu

Der Islam breitete sich nun in Mekka auch unter den Familien und Sippen Quraischs aus. Die Quraischiten aber nahmen viele, über die sie Gewalt hatten, in Gewahrsam, und suchten, sie wieder vom Islam abtrünnig zu machen. Nach Sonnenuntergang versammelten sich eines Tages folgende Quraischiten an der Rückwand der Ka'ba: 'Utba ibn Rabi'a, Schaiba ibn Rabi'a, Abu Sufyan ibn Harb, al-Nadr ibn al-Harith ibn Kalada, ein Bruder der Banu Abd al-Dar, Abu al-Bakhtari ibn Hischam, al-Aswad ibn al-Muttalib ibn Asad, Zama'a ibn al-Aswad, al-Walid ibn al-Mughira, Abu Djahl ibn Hischam, Abd Allah ibn Abi Umaiyya, al-'As ibn Wa'il, Nubaih und Munabbih, die Söhne des Hadjdjadj, die Sahmiten und Umaiyya ibn Khalaf. Außerdem waren noch etliche von den Edelsten aus jeder Sippe dabei.

Man beschloß, nach Muhammad zu senden und mit ihm zu disputieren, um nachher entschuldigt zu sein. Als der Bote zu Muhammad kam, der ihn zu den Edlen Quraischs bringen sollte, folgte Muhammad sofort, denn er glaubte, sie wollten nun seine Worte beherzigen. Er forderte sie zur Bekehrung auf, denn ihr Widerstand tat ihm weh. Als er sich zu ihnen gesetzt hatte, wiederholten sie ihre früheren Anklagen und machten ihm dieselben Vorschläge, die ihm schon 'Utba unterbreitet hatte. Muhammad erwiderte: “lch brauche keinen Arzt; auch versuche ich nicht, Geld, Ehre oder Macht zu erlangen. Allah hat mich als Gesandten geschickt und mir ein Buch geoffenbart und befohlen, euch gute Botschaft und Warnungen zu bringen. Ich habe die Botschaft meines Herrn zu euch gelangen lassen und euch treuen Rat erteilt. Nehmt ihr an, was ich euch gebracht habe, so ist es euer Glück in diesem und in jenem Leben. Verwerft ihr es, so gedulde ich mich, bis Allah zwischen mir und euch entscheiden wird.”

Da sagten sie zu Muhammad: “Willst du von allem, was wir dir angeboten haben, nichts annehmen, so weißt du, daß wir ein hartes Leben haben, da es uns mehr als andern an Wasser fehlt und unser Tal sehr eng ist. Bete daher zu deinem Herrn, der dich gesandt hat, er soll die Berge,11 die uns beengen, von uns entfernen, daß unser Land weiter werde, und soll es mit Flüssen segnen wie Syrien und Mesopotamien, auch soll er unsere verstorbenen Väter auferstehen lassen. Wir wollen sie dann fragen, ob du die Wahrheit sprichst oder lügst. Erklären sie dich für wahrhaftig und tust du, was wir von dir fordern, so glauben wir dir und erkennen daraus deinen hervorragenden Rang bei Allah und sehen dich als seinen Gesandten an.”

Muhammad antwortete: “Ich habe euch gesagt, was mir Allah für euch aufgetragen hat. Nehmt ihr es an, so ist es euer Glück in diesem und in jenem Leben, wenn nicht, werde ich geduldig warten, bis Allah zwischen uns entscheidet.” Sie sagten: “So lasse den Himmel stückweise auf uns herabfallen, wie, nach deiner Behauptung, Allah tut, wenn es ihm gefällt; sonst glauben wir nicht an dich.” Muhammad erwiderte: “Das ist Allahs Sache. Sobald es ihm gefällt, wird er es tun.” Sie entgegneten ihm: “O Muhammad, dein Herr weiß doch, daß wir hier bei dir sitzen und gewisse Forderungen an dich stellen. Warum kommt er nicht und sagt dir, wie du uns widerlegen sollst und was er tun wird, wenn wir dir kein Gehör schenken? Wir haben gehört, ein Mann in Yamama sei dein Lehrer. Er heißt Rahman, aber, bei Allah, wir werden nie an Rahman glauben. Wir haben nun das Unsrige getan, und wir werden dich mit deinen Bestrebungen nicht länger dulden, bis wir dich oder du uns vernichten wirst. Wir werden nicht an dich glauben, bis du uns Allah und die Engel herabbringst.”12

6.8 Abu Djahls Mordanschlag auf Muhammad

Nachdem Muhammad sich entfernt hatte, sagte Abu Djahl: “Ihr seht, Muhammad will nichts anderes, als unseren Glauben schmähen, unsere Väter beschimpfen, uns für töricht erklären und unsere Götter lästern. Ich nehme daher Gott zum Zeugen, daß ich mich morgen mit einem Stein, der so schwer ist, daß ich ihn noch mit einer Hand tragen kann, zur Ka'ba begebe. Wenn dann Muhammad beim Gebet niederfällt, zerschmettere ich ihm damit den Kopf. Ihr mögt mich dann beschützen oder den Söhnen Abd Manafs ausliefern, damit sie nach Belieben mit mir verfahren.” Die Quraischiten antworteten hierauf: “Wir werden dich nie ausliefern! Tu, was du willst!”

Am folgenden Tag nahm Abu Djahl einen schweren Stein und erwartete Muhammad im Heiligtum. Dieser kam des Morgens wie üblich und betete, wie er es stets in Mekka zu tun pflegte, mit dem Gesicht nach Syrien13 gerichtet, zwischen dem Schwarzen Stein und dem südlichen Pfeiler, so daß sich die Ka'ba zwischen ihm und Syrien befand. Alle Quraisch waren versammelt, um zu sehen, was Abu Djahl tun werde. Muhammad fiel nieder, Abu Djahl trat mit dem Stein auf ihn zu. Als er ihm aber nahe kam, wandte Abu Djahl sich plötzlich zur Flucht. Sein Gesicht war dabei ganz entstellt und voller Entsetzen. Seine Hand hielt zitternd den Stein, bis er ihn wegwarf. Die Quraisch traten ihm entgegen und fragten: “Was ist los?” Er antwortete: “Ich wollte ausführen, was ich euch gestern mitgeteilt hatte. Als ich Muhammad aber nahe kam, sah ich ein Kamel zwischen ihm und mir mit einem Kopf und mit Zähnen, wie ich sie nie an einem Kamel gesehen hatte. Es machte Miene, mich aufzufressen!”14

6.9 Al-Nadr ibn al-Harith, weitgereister Widersacher Muhammads

Nachdem Abu Djahl dies berichtet hatte, erhob sich al-Nadr ibn al-Harith und sprach: “O ihr Quraischiten, bei Allah, es ist etwas über euch gekommen, das ihr mit List nicht abwenden könnt. Als Muhammad noch jung war, war er beliebt. Er galt unter euch als der Wahrhaftigste und Treueste, bis er älter wurde und über euch brachte, was ihr wohl wißt. Da nanntet ihr ihn einen Zauberer. Aber bei Allah, er ist kein Zauberer. Er bläst nicht und macht keine Knoten, wie die Zauberer zu tun pflegen. Ihr sagtet dann, er sei ein Wahrsager, aber er ist kein Wahrsager. Er reimt nicht wie sie und redet nicht irre. Ihr behauptetet hierauf, er sei ein Dichter. Aber er ist kein Dichter. Wir kennen die verschiedenen Versarten. Sie gleichen nicht seinen Reden. Ihr nanntet ihn besessen, aber, bei Allah, er murmelt nicht, er stöhnt nicht und rast nicht wie ein Besessener. Darum überlegt euch eure Sache, denn es ist euch etwas Schwieriges zugestoßen. “Al-Nadr war einer der bösartigsten Gegner Muhammads unter den Quraisch, einer von denen, die ihn gekränkt und verhaßt gemacht hatten. Er hatte Hira besucht und dort die Geschichten des Rustems und des Isfendiars15 gehört. Wenn nun Muhammad in einer Gesellschaft zum Glauben an Allah ermahnte und sein Volk vor Allahs Strafe warnte, die früher bereits andere Völker getroffen hatte, ergriff er nach Muhammad das Wort und sagte: “Ich weiß schönere Geschichten als Muhammad.” Er erzählte ihnen dann von den Königen der Perser und von Isfendiar und Rustem. Auf Nadr beziehen sich acht Verse des Qur’ans, etwa der Vers: “Wenn ihm unsre Verse vorgetragen werden, sagt er: ‚Das sind Fabeln der Früheren’” (Sure al-Qalam 68,15).

6.10 Wie die Quraisch die Rabbiner befragen ließen

Weil al-Nadr die Botschaft Muhammads unglaubwürdig machte, sandten ihn die Quraisch mit 'Uqba ibn Abi Mu'ait zu den Rabbinern nach Medina.16 Sie sollten ihnen über Muhammad, seine Reden und Eigenheiten berichten und sie fragen, was sie von ihm hielten, zumal die Rabbiner zu den Buchbesitzern gehörten, Kenntnis der alten Bücher hatten und vieles von den Propheten wußten, wovon sie selbst keine Ahnung hatten. Sie reisten nach Medina und begaben sich zu den Rabbinern. Sie sprachen diese weisungsgemäß auf Muhammad an. Ihre Antwort lautete: “Richtet drei Fragen an ihn, die wir euch mitgeben wollen. Beantwortet er sie, so ist er ein gesandter Prophet, wenn nicht, so ist er ein Lügner. Achtet darauf, wie ihr gegen ihn verfahrt! Fragt ihn zuerst nach den Männern, die in früheren Zeiten dahingegangen sind. Es wird Wunderbares von ihnen berichtet. Fragt ihn ferner nach dem Wanderer, der bis zum äußersten Osten und Westen der Erde gelangt ist, und endlich nach dem Geist. Gibt er euch Antwort, so folgt ihm, denn er ist ein Prophet. Gibt er euch keine Antwort, so ist er ein Lügner.”

AI-Nadr und 'Uqba kehrten nach Mekka zurück und sagten den Quraisch: “Wir haben jetzt eine Möglichkeit zur Klärung der Angelegenheit erhalten,” und teilten ihnen die Fragen der Rabbiner und deren Worte mit. Dann gingen sie zu Muhammad und legten ihm die drei Fragen vor. Muhammad erwiderte mit Bestimmtheit: “Morgen werde ich euch die Antwort geben.” Er wartete aber fünfzehn Nächte, ohne daß ihm eine Offenbarung gegeben wurde. Die Mekkaner versammelten sich schließlich und sagten: “Muhammad hat uns auf den folgenden Tag eine Antwort versprochen, und nun sind bereits fünfzehn Nächte vorüber.” Muhammad selbst war sehr betrübt, weil die Offenbarung ausblieb und weil die Mekkaner ihn verhöhnten. Endlich sandte Allah Gabriel zu Muhammad. Der sagte zu Gabriel: “Du bist lange ausgeblieben. Ich habe Schlimmes befürchtet.” Gabriel antwortete: “Wir können nur auf Allahs, deines Herrn Befehl zu dir herabkommen. Er hat zu gebieten über das, was in unseren Händen, was hinter uns und was dazwischen ist.” Er sprach dann die Sure al-Kahf mit dem Lob Allahs und dem Prophetentum Muhammads, das man ihm absprechen wollte: “Lob dem Herrn, der seinem Sklaven die Schrift offenbart hat!” (Sure al-Kahf 18,1) Sie diente als Bestätigung auf ihre Frage nach seinem Prophetentum. Außerdem sei es rechtens, “daß er mit großer Strafe von Allah drohe, mit baldiger Strafe in diesem Leben und schwerer Pein in jenem Leben” (Sure al-Kahf 18,2). Richtig sei auch, “daß er den Gläubigen, die Gutes tun, einen schönen Lohn verkünde, in welchem sie immer verharren dürften” (Sure al-Kahf 18,2+3), nämlich eine Wohnung in der Ewigkeit, in der sie unsterblich sind, denen, die an seine Offenbarung glauben, welche andere für Lügen halten, und die die ihnen befohlenen Werke vollbringen. “Des weiteren solle er diejenigen warnen, die behaupten, Allah habe ein Kind” (Sure al-Kahf 18,4). Er meinte damit die Quraisch, die die Engel als Töchter Allahs anbeteten. “Sie hatten keine Kenntnis von Allah, ebensowenig wie ihre Väter, von denen sie sich nicht trennten und deren Religion sie nicht schmähen lassen wollten” (Sure al-Kahf 18,5). Weiter fuhr Gabriel fort: “Du quälst dich aus Kummer über ihr Benehmen, wenn sie diese Offenbarung nicht glauben. Aber Allah sagt dir, du sollst dies nicht tun” (Sure al-Kahf 18,6).

“Als einst Männer sich in eine Höhle flüchteten und riefen: ,Herr! Schenke uns deine Barmherzigkeit und zeige uns das Rechte!’ Da verschlossen wir (Allah) ihre Ohren jahrelang in jener Höhle. Dann weckten wir sie wieder auf, um zu sehen, ob einige die Dauer ihres Aufenthaltes ausrechnen konnten ... Es waren Männer, die an Allah glaubten und denen wir unsre Leitung in vollem Maße zukommen ließen. Wir stärkten ihr Herz, als sie sich erhoben, und sagten: ‚Unser Herr ist der Herr des Himmels und der Erde; wir beten außer ihm keinen Gott an, sonst würden wir Unwahres reden.’ Unser Volk hat andere Götter außer Allah anerkannt. Haben sie triftige Gründe dafür? Wer ist ein größerer Übeltäter als derjenige, der über Allah Lügen erdichtet! Als ihr euch von euren Göttern lossagtet und von allem, was ihr außer Allah noch angebetet habt, da sagte einer zum anderen: ,Flüchtet in die Höhle, Allah wird seine Gnade über euch ausbreiten und euch Erleichterung gewähren.’ Du hättest sehen können, daß, wenn die Sonne aufging, sie sich in ihrer Höhle nach rechts gewendet hatten, und wenn sie unterging, nach links; dabei befanden sie sich in ihrer Mitte. Das sind Zeichen Allahs: ‚Wen Allah leitet, der wird geleitet; wen er irreführt, der findet keinen anderen Herrn, der ihn auf den rechten Weg führt.17’” (Suren al-Kahf 18,9-17)

“Man meinte, die Männer in der Höhle seien wach, aber sie schliefen. Wir drehten sie bald nach rechts, bald nach links, und ihr Hund streckte seine Vorderfüße an der Tür aus” (Sure al-Kahf 18,18) ... “22 Sie sagten: ‚Es waren drei, und der vierte war ihr Hund. Andere behaupteten, es seien fünf, und der Hund sei der sechste gewesen. Wieder andere sagen, es seien sieben Männer gewesen und ihr Hund der achte. Allah kennt ihre Zahl, und nur wenige kennen sie. Laß dich nicht in einen Streit mit ihnen ein und fordere keine Auskunft von ihnen über sich; denn sie haben keine Kenntnis davon. 23 Sage auch niemals: ,Ich werde dies morgen tun,’ 24 ohne hinzuzusetzen, ‚so Allah will,’ gedenke deines Herrn, wenn du es vergessen hast und sprich: ‚Vielleicht wird mein Herr mich noch mehr in die Wahrheit leiten.’ 25 Die Männer blieben dreihundert Jahre in ihrer Höhle und dann noch weitere neun Jahre” (Sure al-Kahf 18,22-25).

In bezug auf ihre Frage über den Wanderer heißt es: “Sie werden dich fragen über den Zweigehörnten (Alexander der Große). Sprich! Ich will euch etwas über ihn vorlesen: Wir haben ihm Macht auf Erden und Zugang zu allem gegeben, und er ging seinen Weg.” (Sure al-Kahf 18,83-85) Von dem Zweigehörnten wird berichtet, Allah habe ihm mehr als jedem anderen Macht gegeben. Alle Wege wurden ihm geebnet, so daß er die ganze Erde von Osten bis Westen unterjochte, bis er dahin kam, wo es keine Menschen mehr gibt.

Ein in den persischen Traditionen bewanderter Mann hat mir berichtet: “Der Zweigehörnte war ein Ägypter und hieß Marzuban ibn Marzuba und stammte von Junan, dem Sohne Jafeth ibn Nuh her. Sein Name war Iskander. Er ist der Erbauer von Alexandrien.”

Thaur ibn Jazid hat mir von Khalid ibn Madan al-Kalai, einem Zeitgenossen Muhammads, erzählt: “Muhammad wurde einst über den Zweigehörnten befragt, und er antwortete: Es war ein Engel, der die Erde von unten mit Stricken gemessen hat.” Khalid berichtet ferner, Umar habe einst gehört, wie jemand den Zweigehörnten anrief. Da habe Muhammad gesagt: “Allah! Verzeihe! Ist es nicht genug, daß ihr Propheten anruft? Wollt ihr auch noch Engel anrufen?”

In bezug auf die Frage über den Geist heißt es: “Sie werden dich fragen über den Geist,18 sprich, der Geist gehört zu den Dingen meines Herrn, euch ist nur wenig Kenntnis gegeben” (Sure al-Isra' 17,85).

Als Muhammad später nach Medina kam, fragten ihn die Rabbiner: “Meintest du uns oder deine Leute, als du sagtest: Euch ist wenig Kenntnis gegeben?” Muhammad erwiderte: “Die einen wie die andern.” Da sagten sie: “Hast du nicht in deiner Offenbarung gelesen, daß uns die Thora gegeben worden ist, in der alles erklärt ist?” Muhammad antwortete: “Auch sie enthält in bezug auf die Erkenntnis Allahs nur wenig. Für euch aber genügt es, wenn ihr euch danach richtet.” Über diesen Einwand der Rabbiner heißt es im Qur’an: “Wenn alle Bäume der Erde Federn wären und das Meer Tinte, und hinter demselben noch sieben Meere, so würden die Worte Allahs damit doch nicht erschöpft. Allah ist mächtig und weise” (Sure Luqman 31,27).

In bezug auf ihr ferneres Verlangen, daß er für sich Gärten, Paläste und Schätze erflehen solle und daß Allah einen Engel schicke, der für ihn zeuge und ihn verteidige, heißt es: “7 Sie sagen, was ist das für ein Gesandter, der Speisen ißt und auf den Märkten umhergeht. Käme doch ein Engel als Warner mit ihm herunter 8 oder sendete ihm Allah einen Schatz oder einen Garten, von welchem er sich ernähren könnte.” Die Ruchlosen sagen: “Ihr folgt nur einem verzauberten Menschen! 9 ‚Sieh, mit was sie dich vergleichen und wie sie vom rechten Weg abirren. 10 Gepriesen sei derjenige, der, wenn er wollte, dir noch mehr als dieses in deinem Leben spenden könnte, Gärten, unter welchen Bäche fließen, und Paläste’” (Sure al-Furqan 25,7-10).

“Wir haben vor dir keinen Boten geschickt, der nicht Speisen gegessen hätte und auf die Märkte gegangen wäre. Wir haben einige von euch den andern zur Versuchung gesetzt, ob ihr wohl ausharret. Dein Herr sieht alles” (Sure al-Furqan 25,20).

Auf die Worte des Abd Allah ibn Abi Umaiyya beziehen sich folgende Verse: “90 Sie sagen, wir glauben nicht an dich, bis du uns aus der Erde eine Quelle hervorsprudeln läßt 91 oder bis vor dir Gärten entstehen mit Palmen und Reben, in deren Mitte Bäche entspringen, 92 oder bis du, wie du vorausgesagt hast, Stücke vom Himmel auf uns herabstürzen läßt oder mit Allah und Scharen von Engeln daherkommst 93 oder bis du ein geschmücktes Haus hast oder in den Himmel steigst. Aber auch dann glauben wir nicht, bis du uns ein Buch herabbringst, das wir lesen. Sprich! Gepriesen sei mein Herr! Ich bin nur ein Mensch, ein Bote” (Sure al-Isra' 17,90-93).

Über ihre Aussage, daß ein Mann aus Yamama namens Rahman Muhammads Lehrer sei, heißt es im Qur’an: “So haben wir dich zu einem Volk gesandt, wie es schon bei früheren Völkern vorgekommen ist, daß du ihnen vorliest, was wir dir geoffenbart haben, und sie leugnen den Rahman19’ Sprich! Er ist mein Herr. Es gibt keinen Gott außer ihm. Auf ihn vertraue ich, und zu ihm kehrt alles zurück” (Sure al-Ra'd 13,30).

In bezug auf das Geld, das Muhammad angeboten wurde, heißt es: “Sprich! Ich verlange keinen Lohn von euch. Behaltet ihn! Allah wird mich belohnen. Er ist Zeuge aller Dinge” (Sure Saba' 34,47).

Als aber Muhammad ihre Frage beantwortet und seine Kenntnis des Verborgenen offengelegt und damit nachgewiesen hatte, daß er die Wahrheit spreche und wirklich ein Prophet sei, hielt sie der Neid davon ab, an ihn zu glauben und ihm zu folgen. Sie blieben widerspenstig gegen Allah, wandten sich mit geöffneten Augen von ihm ab und verharrten in ihrem Unglauben. Einer von ihnen sagte: “Hört diesen Qur’an gar nicht an. Setzt ihn herab. Vielleicht siegt ihr!” (Sure Fussilat 41,26)

Abu Djahl sagte eines Tages im Spott über Muhammad und seine Offenbarung: “O ihr Quraischiten! Muhammad behauptet, die Zahl der Diener Allahs, die euch in der Hölle peinigen und darin festhalten, sei neunzehn. Ihr aber seid der größte Stamm. Sollten wohl hundert Mann von euch nicht je einen dieser Sklaven überwältigen können?”

Da offenbarte Allah: “Wir haben nur Engel20 zu Herren der Hölle gemacht und ihre Zahl als Versuchung für die Ungläubigen bestimmt” (Sure al-Muddaththir 74,31).

Nach diesen Auseinandersetzungen wandten sich die Quraischiten von Muhammad ab, sooft er laut aus dem Qur’an vorlesen wollte, und hörten ihm nicht mehr zu. Wenn einer trotzdem zuhören wollte während er betete, tat er dies insgeheim, aus Furcht vor den anderen, und wenn er sah, daß sie es doch merkten, so entfernte er sich, weil er befürchten mußte, von ihnen mißhandelt zu werden.

Abd Allah ibn 'Abbas hat gesagt: “Der Vers: ‚Sprich dein Gebet nicht zu laut und nicht zu leise, wähle die Mitte dazwischen’ (Sure al-Isra' 17,110), sei in bezug auf diese Leute geoffenbart worden.” Er sollte nämlich nicht zu laut beten, damit die Leute sich nicht von ihm abwenden, aber auch nicht zu leise, damit jene, die ihm unbemerkt zuhören wollten, ihn verstehen, manches auffassen und zu ihrem Nutzen anwenden könnten.

6.11 Widerstand in Mekka gegen das Rezitieren von Suren

Der erste, der nach Muhammad in Mekka den Qur’an laut rezitierte, war Abd Allah ibn Mas'ud.21 Die Gefährten Muhammads waren nämlich eines Tages versammelt und sagten: “Bei Allah, die Quraisch haben noch nie gehört, wie ihnen der Qur’an laut vorgetragen wurde. Wer will es tun?” – “Ich,” antwortete Abd Allah ibn Mas’ud. Da sagten sie: “Wir fürchten die Quraisch. Wir müssen einen Mann haben, der einem Geschlecht angehört, das ihn schützt, wenn die Quraisch gegen ihn vorgehen.” Abd Allah entgegnete: “Laßt mich, Allah wird mich schützen!” Am nächsten Morgen ging er in das Heiligtum, als die Quraisch versammelt waren, und sagte mit lauter Stimme: “Im Namen Allahs des barmherzigen Erbarmers: al-Rahman, hat den Qur’an gelehrt!” (Sure al-Rahman 55,2). Die Quraisch horchten auf und sagten: “Der Sohn der Mutter eines Sklaven rezitiert laut eine Offenbarung Muhammads.” Sie standen auf und schlugen ihm ins Gesicht. Er aber ließ sich nicht beirren, sondern las noch eine Weile vor und ging dann wieder zu seinen Gefährten. Sie entdeckten die Spuren der Schläge in seinem Gesicht und riefen: “Das haben wir befürchtet!” Er aber erwiderte: “Die Feinde Allahs sind mir nie verächtlicher erschien als jetzt. Wenn ihr wollt, werde ich ihnen morgen wieder Suren rezitieren.” Sie aber antworteten: “Es ist genug, du hast sie hören lassen, was ihnen verhaßt ist.”

6.12 Wie die Quraischiten auf Muhammads Vorlesungen reagierten

Sobald Muhammad den Qur’an rezitierte und die Quraischiten ermahnte, an Allah zu glauben, sagten sie spottend: “Unser Herz ist eingehüllt in einer Hülle und bleibt unzugänglich für deine Ermahnungen. Unsere Ohren sind taub für deine Klugheit. Wir hören nicht, was du sagst. Zwischen uns und dir hängt ein Vorhang, der uns scheidet. Handle du nach deiner Überzeugung, wir handeln nach der unsrigen. Wir wollen nichts von dir lernen.” Auf diese Reden hin offenbarte ihm Allah: “45 Wenn du den Qur’an vorliest, lassen wir zwischen dir und denen, die nicht an ein Jenseits glauben, einen Vorhang herabfallen. 46 ... Wenn du im Qur’an deinen Herrn als den Einzigen erwähnst, wenden sie sich um und laufen davon” (Sure al-Isra 17,45+46). Wie können sie begreifen, was du von Allahs Einheit sagst, wenn ich eine Hülle um ihr Herz gelegt, ihre Ohren taub gemacht und einen Vorhang zwischen dir und ihnen herabhängen lasse? “47 Wir wissen, was sie hören wollen, wenn sie dir zuhören und was sie einander zuflüstern und wie die Ruchlosen sagen: Ihr folgt nur einem verzauberten Menschen. 48 Sieh, mit wem sie dich vergleichen, wie sie irren und den rechten Weg nicht finden. 49 Sie spotten: ‚Wenn wir Knochen und Staub sind – sollen wir dann als neue Geschöpfe wieder auferstehen?’ 50 Sprich: ‚Seid Eisen oder Stein 51 oder etwas anderes Geschaffenes, das euch groß scheint.’ Sie fragen dann: ‚Wer bringt uns ins Leben zurück?’ Antworte: ,Derjenige, der euch zum ersten Mal geschaffen hat’” (Sure al-Isra' 17,48-51).

6.13 Kampf gegen die Gefährten Muhammads

Die Quraisch bekämpften die gläubigen Gefährten Muhammads. Jeder Stamm erhob sich gegen die schwachen Moslems, die unter ihnen wohnten. Die Moslems wurden eingesperrt, geschlagen, mußten Hunger und Durst leiden und wurden gefesselt der Sonne ausgesetzt. Manche fielen wieder vom Glauben ab, um so den vielen Mißhandlungen zu entgehen. Andere stärkte Allah, daß sie ihnen trotzten. Bilal ibn Rabah, dessen Mutter Hamama hieß, ein später von Abu Bakr Freigelassener, gehörte damals einem der Söhne Djumahs. Er war einer der wahren Gläubigen. Umaiyya ibn Khalaf führte ihn in der Mittagshitze in das Tal bei Mekka, warf ihn auf den Rücken, legte ihm einen schweren Stein auf die Brust und rief: “So lasse ich dich sterben, wenn du nicht von Muhammad abfällst und Lat und Uzza anbetest.” Bilal schrie aber immerzu: “Einer, einer!” Hischam ibn 'Urwa hat von seinem Vater Bilal erzählt: “Während er so gepeinigt wurde, kam Waraqa ibn Nawfal vorüber, und als jener, ‚einer, einer!’ rief, sagte Waraqa: ,Ja, bei Allah, Bilal, einer, einer!’ Dann wandte er sich an Umaiyya und seine Helfer von den Banu Djumah und sagte: ‚Bei Allah, wenn ihr ihn tötet, werde ich an seinem Grab beten.‘“ Eines Tages, als sie ihn erneut mißhandelten, kam Abu Bakr vorüber, dessen Haus im Viertel der Banu Djumah stand und sagte zu Umaiyya: “Fürchtest du nicht Allahs Strafe wegen der Mißhandlung dieses Armen? Wie lange noch?” Er antwortete: “Du hast ihn verdorben, befreie du ihn aus seinem Elend!” – “Das will ich tun”, antwortete Abu Bakr. “Ich will dir für ihn einen schwarzen Sklaven geben, der stärker ist als er und fester an deinem Glauben hängt.” Umaiyya willigte ein. Abu Bakr schenkte Bilal die Freiheit und mit ihm noch sechs weiteren Sklaven.22 Es waren: Amir ibn Fuhaira, der den Kampf von Badr und Uhud mitfocht und während der Schlacht am Brunnen Ma'una als Märtyrer starb; dann Umm Ubais und Zinnira. Zinnira wurde blind, als Abu Bakr ihr die Freiheit schenkte. Die Quraisch sagten daraufhin: “Lat und Uzza haben sie blind gemacht.” Sie rief jedoch: “Sie lügen, bei dem Haus Allahs, Lat und Uzza können weder schaden noch nützen!” Und Allah schenkte ihr das Augenlicht wieder. Ferner befreite er die Nahdiyya und ihre Tochter. Sie gehörten einer Frau von den Banu Abd al-Dar. Abu Bakr kam an ihnen vorüber, als ihre Herrin sie mit Mehl wegschickte und schwor, sie werde sie nie freilassen. Da sagte Abu Bakr: “Ist das erlaubt?” Sie antwortete: “Es ist erlaubt, du hast sie verführt, jetzt befreie sie auch.” Er fragte dann nach dem Preis und schenkte ihnen die Freiheit. Abu Bakr sagte zu ihnen, sie könnten jetzt das Mehl der Frau zurückbringen. Da fragten sie: “Sollen wir nicht erst die Arbeit vollenden und es hernach zurückbringen?” Er antwortete: “Auch das könnt ihr tun, wenn ihr wollt.” Dann kam er an einer Sklavin der Banu Mu'ammal, eines Zweiges der Banu 'Adi ibn Ka’b, vorüber, die gläubig war und die Umar, der damals noch ungläubig war, fortwährend schlug, um sie wieder vom Islam abzubringen, bis er müde war. Er sagte ihr noch, daß er nur aus Müdigkeit aufhöre, sie zu prügeln. Sie erwiderte: “Das hat Allah dir angetan.” Abu Bakr kaufte sie und schenkte ihr ebenfalls die Freiheit. Muhammad ibn Abd Allah ibn Abi 'Atiq hat mir von Amir ibn Abd Allah ibn Zubair erzählt, der es von einem seiner Verwandten gehört hat: Abu Quhafa sagte einst zu Abu Bakr: “Mein Sohn, ich sehe, daß du immer schwache Sklaven loskaufst. Kaufe doch lieber kräftige Männer frei, die dich beschützen und dir beistehen können.” Abu Bakr erwiderte: “Ich suche bei dem, was ich tue, Allahs Wohlgefallen.”

Die Banu Makhzum führten 'Ammar ibn Yasir mit seinen Eltern, welche zum Islam übergetreten waren, in der prallen Mittagshitze auf den heißen Boden Mekkas. Da kam Muhammad vorüber. Er soll gesagt haben: “Geduld, Geschlecht Yasirs! Euch ist das Paradies verheißen.” 'Ammars Mutter wurde getötet, weil sie nicht vom Islam abließ.23

Es war der ruchlose Abu Djahl, der die Quraisch gegen die Gläubigen aufhetzte. Wenn er hörte, daß ein starker, angesehener Mann zum Islam übergetreten war, so wies er ihn zurecht und beschämte ihn, indem er zu ihm sagte: “Du hast den Glauben deines Vaters verlassen, der besser war als du. Wir werden dich für geistesgestört und schwachköpfig erklären und deinen guten Ruf schmälern.” War der Bekehrte ein Kaufmann, so sagte er zu ihm: “Bei Allah, wir werden deine Waren nicht mehr kaufen und dich zugrunde richten.” War es ein Armer und Schwacher, so schlug er ihn und hetzte andere gegen ihn auf. Hakim ibn Djubair berichtet: “Die Götzendiener schlugen die Gefährten Muhammads, ließen sie Hunger und Durst leiden, bis sie vor Schwäche nicht mehr aufrecht sitzen konnten und endlich der Verführung erlagen und Lat und Uzza als Götter anerkannten. Sogar einen Käfer am Wege mußten sie als Gott anbeten, um ihre schwere Pein loszuwerden.”


Footnotes
1 Die Verschwörung gegen Muhammad begann schärfere Konturen anzunehmen. Sie glich in ihrer Radikalität der Konspiration der Pharisäer gegen Jesus und seine Jünger. Lediglich Abu Talib und Khadija schützten ihren Verwandten in allen Verfolgungen.  
2 Die Evangelien berichten, daß Jesus mehrmals weinte (Lukas 19,41; Johannes 11,35). Nicht aus Mitleid mit sich selber, sondern über die Hartherzigkeit der Menschen, über die furchtbare Macht des Todes und aus Mitleid mit den Menschen im Blick auf das kommende Gericht Gottes.
3 Das Gesetz der Sippe verpflichtete die Söhne Abd al-Muttalibs, Muhammad zu beschützen, auch wenn sie nicht an seine Sendung glaubten. Die arabische Sippenordnung hat den Islam gerettet.
4 Kahin: Suren al-Tur 52,29; al-Haqqa 69,42.
5 Madjnun: Suren al-Saffat 37,36; al-Dukhan 44,14; al-Tur 52,29; al-Qalam 68,2; al-Takwir 81,22.
6 Sha'ir: Suren al-Saffat 37,35; al-Tur 52,30; al-Haqqa 69,42.
7 Sahir: Suren Yunus 10,2; al-Hijr 15,15; Sad 38,4 (Mashur, die passive Wortform von Sahir: Suren al-Isra' 17,50; al-Furqan 25,9; al-Dukhan 44,13; al-Takwir 81,25). Aus den Texten des Qur’an geht hervor, daß Muhammad den Einwohnern Mekkas als psychisch gestörte Person erschien, vor der sie sich, wie vor einem Verrückten oder Zauberer, fürchteten.
8 Diese Worte enthalten eine Drohung bzw. einen Fluch, mit dem Muhammad den Untergang der Quraischiten voraussagte. Die Absicht seiner Worte war Rache. Jesus hat auch den Tempel zur Ehre seines Vaters gereinigt, eiferte jedoch nicht um die Wiederherstellung seiner eigenen Ehre. Er hat den Kaufleuten und Händlern nicht den Tod angedroht, sondern ihr Geld in den Staub geworfen und ihnen geboten, die Opfertiere wegzutragen.
9 Die islamische Gemeinde erstarkte immer mehr durch kampfwillige, starke Männer, vor denen jedermann Respekt hatte. Sie gewann das Wohlwollen und die Achtung der Bevölkerung nicht um ihrer Liebe und ihrer Opfer willen, wie es von der Urgemeinde der Christen berichtet wird (Apostelgeschichte 2,47; 3,11; 5,12-16), sondern setzte sich mit wachsender Kampfkraft durch.
10 In dieser Versuchung wurden Muhammad Geld, Ehre, Macht und Heilung angeboten. Er hat alles abgelehnt und ist seiner Überzeugung und seinem Grundsatz treu geblieben. Die Versuchung Jesu unterscheidet sich von der Versuchung Muhammads in dem Maße, wie die Person Jesu größer als die Person Muhammads ist (Matthäus 4,1-11). Satan selbst versuchte Jesus und bot ihm allen Reichtum und alle Schätze dieser Welt an. Jesus lehnte jedoch dieses dämonische Angebot ab. Er wollte die Menschen nicht durch Reichtum oder Wunder für sich gewinnen, sondern sie durch seinen Sühnetod erlösen.
11 Die Bewohner Mekkas mußten etwas von den Worten Jesu über einen Berge versetzenden Glauben gehört haben. Sie und Muhammad verstanden jedoch die geistliche Bedeutung dieses Wortes nicht (Matthäus 17,20; 21,21; Markus 11,23).
12 Die Verschwörung der Mekkaner gegen Muhammad wuchs. Sie wollten ihn töten. Er konnte ihnen aber keine über den Tod hinausreichende Antwort geben. Die Konspiration der Pharisäer gegen Jesus war so weit gediehen, daß sie seinen Tod planten (Matthäus 12,14; 26,4; 27,1; Markus 3,6; 15,1; Johannes 5,16). Er aber sagte zu ihnen: “Diesem ehebrecherischen Geschlecht wird kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Jona” (Matthäus 12,39-40; 16,4; Lukas 11,29). Jesus hatte seinen Tod bejaht und ihn im Glauben an seine eigene Auferstehung in einen Sieg verwandelt. Muhammad konnte keine solche siegesgewissen Worte wagen, weil es im Islam keine Heilsgewißheit gibt. Muhammad liegt noch im Grab und ist nicht auferstanden. Jesus aber lebt!
13 Muhammad betete zuerst in Richtung nach Jerusalem, wie es bei den Juden der arabischen Halbinsel der Brauch war. Jerusalem gehörte damals zur syrischen Provinz Ostroms.
14 Der übernatürliche Schutz, den Muhammad erfuhr, war kein gnädiger Schutz durch einen heiligen Engel Gottes, sondern glich dem Dazwischentreten eines Dämons, der sich in tierischer Form mit einer gräßlichen Fratze zeigte.
15 Rustem und Isfendiar sind persische Könige, deren Heldentaten an den Lagerfeuern der Beduinen immer wieder erzählt wurden.
16 In Medina, dem ehemaligen Yathrib, gab es Stadtteile, in denen wohlhabende Juden wohnten. Unter ihnen lebten auch angesehene Rabbiner, die im ganzen Land als Gelehrte der Thora und der Kabbala bekannt waren.
17 Der Islam lehrt eine doppelte Prädestination zum Heil und zur Hölle (Suren al-Ra'd 13,27; Ibrahim 14,4; al-Nahl 16,93; Fatir 35,8; al-Muddaththir 74,31). Ein Moslem hat wenig Freiheit zur eigenen Entscheidung. Der weitverbreitete Fatalismus und die Verantwortungslosigkeit im Islam finden hier ihre Begründung. Jesus aber hat uns zur Freiheit der Kinder Gottes berufen, die mit ihrem eigenen Willen das für sie bereite Heil ablehnen oder annehmen können. Christus starb anstelle aller Menschen und erwartet den Glauben an ihn als Dank für seine Stellvertretung. Die Entscheidungsfreiheit der Christen adelt sie zur Verantwortlichkeit und Aktivität. Die christliche Prädestination findet ihre Lösung in dem Wort des Apostel Paulus, daß wir “in Christus” erwählt worden sind (Epheser 1,4). Alle Menschen sind nur wegen Jesus, ihrem Stellvertreter, erwählt. Wer an den glaubt (und mit ihm lebt) der ist gerecht (Römer 10,4).
18 Der Geist Gottes bzw. der Heilige Geist war bei den Juden in Medina und bei den Moslems in Mekka weitgehend unbekannt. Die Gemeinde Christi aber ist der Tempel des Heiligen Geistes und lebt in seiner Kraft (Johannes 3,34-36; Apostelgeschichte 1,8; 2,1-4; Römer 5,5; 8,1-16; 1. Korinther 3,16; 6,19 u. a.). Christen leben in der Kraft und unter der Führung des Heiligen Geistes. Ein Moslem trägt keinen Heiligen Geist und kein ewiges Leben in sich. Natürliche Frömmigkeit darf nicht mit geistlicher Wiedergeburt (vgl. Johannes 3,1-8) verwechselt werden.
19 Rahman ist ein jemenitisches Wort und bedeutet die Personifizierung des Erbarmens. Dieser Begriff scheint in Mekka unbekannt gewesen zu sein, so daß er ein erklärendes Adjektiv benötigte. Dieses heißt rahim und wird als Synonym angesehen. Alle Suren beginnen außer einer mit der Formel: “Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers!".
20 Engel sind Diener Gottes, zum Schutz der Heiligen ausgesandt. Sie versuchen die Menschen nicht zur Sünde. Muhammad aber vermochte gefallene Engel bzw. Dämonen nicht von den Engeln Gottes zu unterscheiden. Wahrscheinlich ist er nie einem Herrlichkeitsengel Gottes begegnet, sondern nur mit Dämonen in Kontakt gekommen, die sich zwar als Engel ausgeben, aber in Wirklichkeit unreine Geister sind.
21 Abd Allah ibn Mas’ud war einer der schreibgewandten Begleiter Muhammads, der seine sogenannten Offenbarungen niederschrieb.
22 Die Anhängerschaft des Islam in Mekka setzte sich zu einem beachtlichen Teil aus Sklaven zusammen, die in diesem Leben keine Hoffnung mehr hatten. Sie hatten in den Verheißungen Muhammads über die materiellen Freuden des Paradieses eine Hoffnung gefunden und deshalb den Islam angenommen. Viele von den gläubigen Sklaven wurden später freigekauft. So vermehrte sich die Zahl der Moslems schnell.
23 Die Zahl der Märtyrer für den Islam in Mekka wuchs.