23.1 Der Feldzug gegen die Christen und Juden in Tabuk1 (Oktober bis Dezember 630 n.Chr.)

Muhammad brachte die Zeit zwischen Dhu al-Hidjdja (12. Monat) des achten Jahres nach der Auswanderung und Radjab (7. Monat) des neunten Jahres nach der Auswanderung in Medina zu. Dann erteilte er Befehl zum Kriegszug gegen die Römer von Byzanz (Ostrom).

Als Muhammad den Befehl zur Vorbereitung (Ausrüstung) gab, waren die Leute in Not. Sie litten viel unter der Hitze und hatten kaum das Lebensnotwendige. Es war zur Erntezeit. Die Leute wären lieber zu Hause geblieben bei ihren Früchten und im Schatten ihrer Bäume und zogen unter solchen Umständen nicht gern ins Feld. Muhammad pflegte sonst, wenn er einen Kriegszug unternahm, ein anderes Ziel als das beabsichtigte anzugeben. Bei dem Feldzug von Tabuk aber nannte er im voraus das wahre Ziel, und zwar wegen der großen Entfernung, der schwierigen Jahreszeit und der Stärke des Feindes.2 So konnten die Leute die nötigen Vorbereitungen treffen.

Während der Zeit der Rüstung sagte Muhammad eines Tages zu Djadd ibn Qays, einem Angehörigen der Banu Salima: “Willst du in diesem Jahr die Söhne der Römer bekämpfen?” Er antwortete: “Wenn du mich doch entschuldigen und nicht der Verführung aussetzen wolltest! Bei Allah, meine Leute wissen, daß niemand schöne Frauen mehr liebt als ich. Ich fürchte, sobald ich die Römerinnen sehe, werde ich meiner nicht mehr Herr sein.” Muhammad wandte sich von ihm ab und erlaubte ihm zurückzubleiben. Wenn er fürchtete, von den Römerinnen verführt zu werden (was nicht so war), so war die Verführung, der er verfiel, noch größer, indem er dem Gesandten Allahs nicht folgte und an seinem eigenen Leben mehr hing als an dem des Propheten. Solche Leute erwartet die Hölle.

Manche Heuchler rieten: “Zieh nicht bei der Hitze aus!” Sie sagten alles aus Abneigung gegen den Heiligen Krieg, aus Zweifel an der Wahrheit und um einen Aufruhr gegen Muhammad zu schüren. Gegen sie offenbarte Allah: <bf>“81 ... Sie sagen: ,Zieht nicht aus bei der Hitze!' Sprich! ‘Das Feuer der Hölle ist heißer. Wenn sie bloß nachdächten! 82 Laß sie ein wenig lachen, sie werden aber viel weinen als Vergeltung für ihr Treiben'”</bf> (Sure al-Tawba 9,81-82).

Muhammad hatte vernommen, daß sich einige Heuchler im Hause des Juden Suwailim versammelt hatten, das bei Djasum lag. Sie stachelten zum Widerstand gegen den Feldzug von Tabuk auf. Muhammad schickte Talha ibn 'Ubaid Allah mit einer Anzahl Gefährten hin und befahl, das Haus Suwailims über den Köpfen der Verwandten anzuzünden. Talha vollzog diesen Befehl.3 Dhahhak ibn Khalifa sprang über das Dach hinab und brach sich ein Bein. Seine Gefährten taten dasselbe und entkamen. Dhahhak dichtete:

Bei dem Heiligtum des Herrn, wenig hätte gefehlt,
so wären Dhahhak und der Sohn Ubairia
im Feuer Muhammads verbrannt.
Als ich hinabgesprungen war, erhob ich mich
mühsam mit gebrochenem Bein und Ellbogen.
Heil euch! Ich werde ähnliches nicht wiederholen.
Ich fürchte mich.
Wer vom Feuer erfaßt wird, der verbrennt!

Muhammad machte jedoch ernst mit seinem Vorhaben und befahl den Leuten, die Ausrüstung zu beschleunigen. Er spornte die Reichen an, Geld und Lasttiere für Allahs Sache zu spenden. Manche befolgten seine Aufforderung, weil sie auf Allahs Lohn vertrauten. Uthman ibn 'Affan spendete die größte Gabe von allen. Einer, der es wissen muß, hat mir berichtet, Uthman habe für das notleidende Heer bei dem Feldzug von Tabuk 1000 Dinare gespendet, und Muhammad habe gesagt: “Allah! Habe Wohlgefallen an Uthman, ich bin mit ihm zufrieden!"

23.2 Von den Weinenden und Zweiflern

Eines Tages kamen sieben Moslems – sie wurden “Weinende” genannt – von den Hilfsgenossen und von anderen. Es waren bedürftige Leute, die Muhammad baten, ihnen Lasttiere zu verschaffen. Muhammad sagte: “Ich finde keine für euren Bedarf!” Sie kehrten wieder um und hatten Tränen in den Augen aus Schmerz über ihre Armut.4

Als alles für den Feldzug vorbereitet war, beschloß Muhammad, aufzubrechen. Einige Moslems zeigten sich jedoch saumselig, sie blieben schließlich zurück, ohne daß sie deshalb zu den Zweiflern gehörten. Als Muhammad aufbrach, schlug er sein Lager bei Thaniyyat al-Wadaa' auf. Er ernannte Muhammad ibn Maslama al-Ansari zum Statthalter von Medina.

Abd Allah ibn Ubayy schlug sein Lager nicht weit von dem Lager Muhammads bei Dhubab auf. Wie man glaubt, bildete sein Heer nicht die geringere Abteilung. Als Muhammad dann weiterzog, blieb Abd Allah mit den Heuchlern und Zweiflern zurück.

Ali war auf Befehl Muhammads ebenfalls zurückgeblieben, um über dessen Familie zu wachen. Die Heuchler benutzten diesen Umstand zu aufrührerischen Reden. Sie behaupteten, Muhammad habe Ali nur deswegen zurückgelassen, weil er den Kriegszug zu mühsam für ihn fand und es ihm leicht machen wollte. Als die Heuchler dies sagten, nahm Ali seine Waffen und folgte Muhammad, holte ihn in Djurf ein und hinterbrachte ihm die Worte der Heuchler. Muhammad sagte: “Sie haben gelogen! Ich habe dich zum Schutz unserer Familien zurückgelassen. Kehre also um und sei mein Stellvertreter bei meiner und deiner Familie. Bist du nicht zufrieden, wenn du bei mir die Stelle einnimmst, die Aaron bei Moses eingenommen hat, obgleich es nach mir keinen Propheten mehr geben wird?”5 Ali kehrte hierauf nach Medina zurück, und Muhammad setzte seine Reise fort.6

23.3 Von Abu Khaithama

Einige Tage nach dem Aufbruch Muhammads kehrte Abu Khaithama an einem heißen Tag zu seiner Familie zurück. Er fand seine beiden Frauen in zwei Zelten in seinem Garten. Sie hatten ihr Zelt begossen und ihm frisches Wasser und Speisen bereitet. Als er an den Eingang des Zeltes kam und sah, was seine Frauen für ihn getan hatten, sagte er: “Der Gesandte Allahs ist der Sonne, dem Wind und der Hitze ausgesetzt, und ich soll im kühlen Schatten vor bereitstehenden Speisen auf meinem Gute bei einer schönen Frau weilen? Das ist nicht recht! Bei Allah, ich betrete euer Zelt nicht, bis ich Muhammad eingeholt habe. Bereitet mir den Proviant zu!” Die Frauen taten dies, und er bestieg sein Kamel und folgte dem Propheten, den er in Tabuk einholte. Auf dem Weg begegnete ihm 'Umayr ibn Wahb al-Djumahi, der Muhammad ebenfalls aufsuchen wollte. Sie ritten zusammen weiter, bis sie in die Nähe von Tabuk kamen. Da sagte Abu Khaithama zu 'Umayr: “Ich habe ein Unrecht begangen. Es wird dir nichts schaden, wenn du etwas zurückbleibst, bis ich Muhammad besucht habe.” 'Umayr tat dies. Als Abu Khaithama sich Muhammad in Tabuk näherte, sagten die Leute: “Es kommt ein Reiter auf unserem Weg her.” Muhammad sagte: “Möge es Abu Khaithama sein!” Da riefen sie: “Bei Allah, Gesandter Allahs, er ist es!” Als Abu Khaithama abgestiegen war, ging er auf Muhammad zu und grüßte ihn. Muhammad sagte: “Nimm dich in acht, Abu Khaithama!” Als er Muhammad das Vorgefallene erzählte, gab Muhammad ihm gute Worte und wünschte ihm Glück.

23.4 Wie sie in Hidjr7 lagern

Als Muhammad nach Hidjr kam und dort abstieg, gingen einige voraus, um von dem dortigen Brunnen Wasser zu holen. Muhammad sagte aber: “Trinkt nicht von dem Wasser des Brunnens, wascht euch auch nicht damit vor dem Gebet! Falls ihr einen Teig damit angeknetet habt, so füttert eure Kamele damit und eßt nichts davon. Auch soll heute nacht keiner von euch allein ausgehen!” Die Leute befolgten Muhammads Befehl. Doch zwei Männer von den Banu Sa'ida verließen das Lager, der eine wegen eines Bedürfnisses, der andere, um sein Kamel zu suchen. Der eine wurde auf dem Wege gewürgt, der andere von einem Sturm ergriffen und nach den Bergen von Tayyi' geschleudert. Als Muhammad davon Kunde erhielt, sagte er: “Habe ich euch nicht verboten, allein auszugehen?” Er betete dann für den Gewürgten, und er wurde geheilt. Den nach den Bergen von Tayyi' Geschleuderten schickten später die Banu Tayyi' nach Medina zurück.

Als Muhammad an Hidjr vorbeikam, zog er sein Gewand über sein Gesicht, spornte sein Kamel an und sagte: “Betretet nicht die Wohnungen der Übeltäter, außer weinend vor Furcht. Es könnte euch wie ihnen ergehen!” Als die Leute ohne Wasser waren, klagten sie es Muhammad. Da betete er, und Allah sandte eine Regenwolke. Die Leute löschten ihren Durst und konnten auch noch ihre Gefäße mit Wasser füllen.

23.5 Muhammad gelangt ins christlich-jüdische Tabuk8

Als Muhammad nach Tabuk kam, suchte er Juhanna ibn Ru'ba, den (christlichen) Fürsten von Aila9, auf und schloß Frieden mit ihm. Er bewilligte ihm eine Kopfsteuer. Das gleiche taten die Bewohner von Djarba' und Adhruh10. Muhammad gab ihnen einen schriftlichen Vertrag mit, den sie noch heute aufbewahren. Juhanna ibn Ru'ba gab er folgendes Schreiben:

“Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers! Dies ist eine Sicherheitsgarantie von Allah und seinem Propheten für Juhanna ibn Ru'ba und die Bewohner von Aila. Ihre Schiffe und ihre Karawanen zu Wasser und zu Land stehen unter dem Schutze Allahs und seines Propheten, ebenso die der Bewohner Syriens, Jemens und der Küste, die es mit ihnen halten. Wer von ihnen ein Unrecht begeht, dessen Gut kann sein Leben nicht schützen. Es ist jedem erlaubt, es zu nehmen. Es soll ihnen kein Wasser versagt werden, von dem sie trinken und kein Weg, den sie wandeln wollen, auf dem Lande wie auf dem Meer.”

23.6 Muhammad sendet Khalid zum Christen Ukaidir nach Dumat al-Djandal11 (Oktober 630 n.Chr.)

Muhammad rief dann Khalid zu sich und sandte ihn zu Ukaidir nach Duma12. Er hieß Ukaidir ibn Abd al-Malik, war Christ vom Stamme Kinda und Fürst von Duma. Muhammad sagte zu Khalid: “Du wirst ihn auf der Stierjagd treffen!” Khalid zog aus, bis er Ukaidirs Burg vor Augen hatte. Es war eine klare Mondnacht. Ukaidir stand mit seiner Frau auf der Terrasse seines Hauses. Da kamen wilde Stiere und rieben ihre Hörner am Tor der Burg. Seine Frau sagte zu ihm: “Hast du je so etwas gesehen?” Er antwortete: “Nein, bei Gott!” Da sagte sie: “Wer wird diese wohl ziehen lassen?” Er antwortete: “Kein Mensch!” Er ging alsbald herab, ließ sein Pferd satteln und ritt mit seinem Bruder Hassan und anderen Familienangehörigen zur Jagd aus. Da traten ihnen die Reiter Muhammads entgegen, nahmen ihn gefangen und töteten seinen Bruder. Ukaidir trug einen seidenen, goldbestickten Mantel, den ihm Khalid auszog und noch vor seiner Rückkehr an Muhammad sandte. Asim hat mir von Anas ibn Malik berichtet: “Ich habe den Mantel Ukaidirs gesehen, als er Muhammad gebracht wurde. Die Moslems betasteten und bewunderten ihn.13 Da sagte Muhammad: ,Ihr bewundert diesen Mantel. Bei dem, in dessen Hand Muhammads Seele ist, die Taschentücher von Sa'd ibn Ubada im Paradies sind schöner!' Khalid kam dann mit Ukaidir zu Muhammad. Dieser schonte Ukaidir, schloß Frieden mit ihm unter der Bedingung der Kopfsteuer und ließ ihn frei abziehen.” Ukaidir kehrte nach Dumat al-Djandal zurück. Muhammad blieb etwa zehn Nächte in Tabuk und ging nicht darüber hinaus. Dann kehrte er wieder nach Medina zurück.14

23.7 Wie durch Muhammads Gebet Wasser hervorsprudelte

Auf dem Rückweg, im Tal Muschaqqaq, war eine Quelle. Das Wasser tropfte aus einem Felsen herab, vermochte aber keine drei Reiter zu tränken. Muhammad befahl, daß die Vorangehenden nicht von diesem Wasser trinken sollten, bis er komme. Einige Heuchler, die vorausgingen, tranken dennoch alles vorhandene Wasser. Als Muhammad die Quelle erreichte und sie trocken fand, fragte er, wer vor ihm an dieses Wasser gekommen sei. Als man ihm die Namen nannte, sagte er: “Habe ich nicht verboten, vor meiner Ankunft von diesem Wasser zu trinken?” Muhammad verwünschte und verfluchte sie deswegen. Dann stieg er ab und legte die Hand unter die Felsritze. Da ergoß sich so viel Wasser in seine Hand, wie es Allah gefiel. Dann spritzte er das Wasser auf die Ritze, bestrich sie und betete, wie es Allah gefiel. Da sprudelte Wasser hervor, das, wie einer berichtet, der es gehört hat, ein Geräusch hervorbrachte, als ob es donnerte. Alle Leute tranken und füllten ihre Gefäße.15

23.8 Die Moschee der Feindseligkeit (Dezember 630 n.Chr.)

Muhammad setzte dann seinen Rückmarsch fort bis nach Dhu Awaan, das eine Stunde von Medina entfernt liegt. Dort stieg er ab. Schon als er sich zum Feldzug von Tabuk gerüstet hatte, waren die Leute der Moschee der Feindseligkeit zu ihm gekommen und hatten ihm gesagt: “O Gesandter Allahs, wir haben eine Moschee gebaut für die Bedürftigen und Schwachen, für Winter- und Regennächte. Wir hätten gern, daß du darin vorbetest.” Muhammad hatte damals geantwortet: “Ich bin jetzt dabei, abzureisen und habe noch allerlei Dinge zu regeln. So Allah will, wollen wir darin beten, wenn wir zurückkommen.” Als er nun in Dhu Awaan lagerte, vernahm er, was in dieser Moschee vorging. Er rief Malik ibn al-Dukhscham, einen Bruder der Banu Salim, und Ma'n ibn Adi und sagte zu ihnen: “Geht zu der Moschee, deren Leute Übeltäter sind, und reißt sie ein und brennt sie nieder.” Sie gingen eilig zu den Banu Salim, dem Geschlecht Malik. Malik sagte zu Ma'n: “Warte, bis ich dir von meinen Leuten Feuer bringe!” Er ging dann hinein, holte einen Palmzweig, zündete ihn an und lief damit in Begleitung Ma'ns in die Moschee, zündete sie an und riß sie ein. Die Leute, die darin waren, zerstreuten sich. Darüber heißt es im Qur’an: “Diejenigen, welche eine Moschee bauten aus Bosheit und Unglauben, um die Gläubigen zu spalten.16 ... ” (Sure al-Tawba 9,107).

23.9 Wie drei Zurückgebliebene gezüchtigt wurden

Muhammad kehrte nach Medina zurück. Außer vielen Heuchlern waren auch drei Männer zurückgeblieben, die gute Gläubige waren, ohne Zweifel und ohne Heuchelei. Es waren: Ka'b ibn Malik, Murara ibn Rabi'a und Hilal ibn Umaiyya. Muhammad sagte zu seinen Gefährten: “Sprecht mit keinem der drei Männer!” Nun kamen die zurückgebliebenen Heuchler zu ihm, entschuldigten sich und schworen Eide. Muhammad aber wandte sich von ihnen ab. Weder Allah noch sein Gesandter entschuldigte sie. Mit den genannten drei Männern sprach kein Moslem. Ka'b ibn Malik erzählte: “Ich habe alle Feldzüge Muhammads mitgemacht, nur den von Badr nicht. Doch weder Allah noch sein Gesandter haben damals die Zurückgebliebenen getadelt, denn Muhammad verfolgte nur die Karawane der Quraisch wegen ihrer Handelswaren, und Allah ließ ihn ohne vorherige Ankündigung mit dem Feind zusammentreffen. Hingegen war ich bei Muhammad auf der Anhöhe, als wir uns mit ihm verbündeten, und ich ziehe dieses Bündnis der Anwesenheit bei Badr vor. Mag auch dieser Feldzug inzwischen berühmter geworden sein.17

Was nun mein Zurückbleiben bei dem Feldzug von Tabuk angeht, so war ich nie kräftiger und wohlhabender als damals, denn, bei Allah, nie hielt ich zwei Kamele wie zu jener Zeit. Muhammad pflegte stets, wenn er ins Feld zog, ein anderes Ziel anzugeben, bis er endlich den Zug nach Tabuk unternahm. Dieser geschah bei großer Hitze, in weite Ferne und gegen einen starken Feind. Da verkündete er die Wahrheit, damit die Leute die nötigen Vorkehrungen treffen konnten. Die Zahl derer, die Muhammad folgten, war groß, ohne daß sie schriftlich aufgezeichnet worden waren, so daß diejenigen, die zurückblieben, in der Regel hoffen konnten, man werde es nicht merken, falls nicht ihretwegen etwas von Allah geoffenbart wurde. Als Muhammad nach Tabuk zog, wurden die Früchte reif. Man suchte die schattigen Plätze auf und fühlte sich zu ihnen hingezogen. Als Muhammad und die Gläubigen sich für den Feldzug vorbereiteten, wollte ich das gleiche tun, unterließ es aber. Ich tat nichts und dachte, ich kann es ja tun, sobald ich Lust habe. Dies zog sich so fort, bis die Leute ernst machten und Muhammad mit den Leuten aufbrach. Da hatte ich noch immer keine Anstalten zum Aufbruch getroffen. Ich dachte, ich tue es morgen oder übermorgen und folge ihnen nach. Nach ihrem Aufbruch wollte ich mich endlich rüsten, ließ aber wieder ab und so ging das fort, bis das Heer weit voraus war. Da dachte ich noch immer daran, mich auf den Weg zu machen und es einzuholen. O hätte ich es doch getan! Aber ich tat es nicht. Sooft ich nach dem Abmarsch Muhammads unter die Leute ging, war ich betrübt, denn ich sah nur Männer, die der Heuchelei verdächtig waren, oder Schwache, die Allah entschuldigte. Muhammad gedachte meiner nicht, bis er nach Tabuk kam. Als er aber hier unter den Leuten saß, fragte er: ,Was hat Ka'b ibn Malik getan?' Und einer der Banu Salima antwortete: ,Sein seidener Mantel und sein Wohlgefallen an der eigenen Person haben ihn zurückgehalten.' Mu'adh ibn Djabal antwortete darauf: ,Schäme dich dieser Worte! Bei Allah, o Gesandter des Herrn, wir wissen nur Gutes über ihn.' Muhammad schwieg.
Als ich vernahm, daß Muhammad von Tabuk heimkehrte, fiel mir mein trauriger Zustand ein. Ich ersann Lügen, um seinem Zorn zu entgehen und beriet mich darüber mit den Verständigen meiner Familie. Als aber Muhammads Ankunft gemeldet wurde, sagte ich mich von jeder Lüge los, denn ich erkannte, daß nur die Wahrheit mich retten könne, und beschloß, ihm die Wahrheit zu gestehen. Muhammad pflegte bei der Rückkehr von einer Reise zuerst im Heiligtum ein Gebet mit zwei Verbeugungen zu verrichten und sich dann zu den Leuten zu setzen. Als er dies tat, kamen die Zurückgebliebenen. Es waren etwa achtzig Mann und schworen und entschuldigten sich. Muhammad nahm ihre Beteuerungen und ihre Schwüre an, flehte Allahs Gnade für sie an und überließ es ihm, ihre geheimen Gedanken zu richten.
Als ich vortrat und ihn grüßte, lächelte er wie ein Erzürnter und rief mich zu sich. Als ich vor ihm saß, fragte er: ,Was hat dich zurückgehalten? Hast du nicht Kamele gekauft?' Ich antwortete: ‘Bei Allah, säße ich bei jedem anderen Menschen, so würde ich suchen, durch irgendeine Entschuldigung ihn zu besänftigen, denn ich könnte manchen Vorwand bringen. Aber, bei Allah, ich weiß, daß, wenn ich dich heute belüge und dich zufriedenstelle, doch Allah dich morgen wieder gegen mich in Zorn versetzen könnte. Wenn ich dir aber die Wahrheit sage und du mir deshalb zürnst, so hoffe ich, daß Allah es mir vergelten werde. Nein, bei Allah, ich habe keine Entschuldigung. Ich war nie kräftiger und wohlhabender.' Da sagte Muhammad: ,Nun, hierin warst du aufrichtig. Erhebe dich nun, bis Allah dein Urteil verkündet.' Ich erhob mich, und Männer von den Banu Salima folgten mir und sagten: ‘Bei Allah, wir wüßten nicht, daß du je eine Sünde begangen hättest. Es war eine Schwäche von dir, nicht auch eine Entschuldigung vorgebracht zu haben wie die anderen Zurückgebliebenen. Muhammads Gebet für dich hätte dein Vergehen ausgeglichen!' Die Leute bestürmten mich so, daß ich zu Muhammad zurückkehren und mich selbst Lügen strafen wollte. Dann fragte ich: ,Ist es noch einem anderen wie mir ergangen?' Sie antworteten: ,Murara ibn Rabi al-Amri und Hilal ibn Abi Umaiyya al-Waqif haben wie du gesprochen und Muhammad ist gegen sie wie gegen dich verfahren.' Als sie mir diese beiden frommen Männer nannten, an denen ich mir ein Beispiel nehmen konnte, schwieg ich. Muhammad verbot dann, mit uns zu sprechen, und wir waren die einzigen Zurückgebliebenen, die dieses Verbot traf. Die Leute mieden uns und änderten ihr Benehmen gegen uns, so daß ich mir selbst fremd vorkam. Das ganze Land schien mir nicht mehr das bekannte zu sein. Dieser Zustand dauerte fünfzig Nächte. Meine beiden Gefährten blieben in Demut zu Hause. Ich aber, weil ich jünger und stärker war, wohnte dem öffentlichen Gebet bei, ging auf den Märkten herum, obgleich kein Mensch mit mir sprach.
Ich ging auch zu Muhammad, als er nach dem Gebet seine Sitzung hielt, grüßte ihn und fragte mich: ‘Hat er seine Lippen geöffnet, um meinen Gruß zu erwidern oder nicht?' Dann betete ich in seiner Nähe und warf ihm verstohlene Blicke zu. Ich bemerkte, daß, wenn ich betete, er mich erblickte und wenn ich den Blick auf ihn warf, er nach der anderen Seite sah. Als dieser kränkende Zustand von Seiten der Moslems mir allmählich lang vorkam, stieg ich über die Gartenmauer meines Vetters Abu Qatada, den ich sehr lieb hatte, und grüßte ihn. Aber, bei Allah, er erwiderte meinen Gruß nicht. Da sagte ich: ,O Abu Qatada, ich beschwöre dich bei Allah, weißt du nicht, daß ich Allah und seinen Gesandten liebe?' Er schwieg. Ich beschwor ihn dreimal. Dann sagte er: ,Allah und sein Gesandter wissen es besser!' Da flossen meine Augen über. Ich sprang wieder über die Mauer und ging auf den Basar.

Als ich hier umherging, fragte ein Nabatäer aus Syrien nach mir, einer von denen, die Lebensmittel in Medina verkauften. Er fragte: ,Wer führt mich zu Ka'b ibn Malik?' Die Leute deuteten auf mich, und er kam zu mir. Er übergab mir einen Brief vom Fürsten Ghassan18, der in einer seidenen Hülle steckte. Er hatte folgenden Inhalt: ,Sodann haben wir gehört, daß dein Herr dich gekränkt habe. Aber Allah wird dich weder der Verachtung noch dem Untergang preisgeben. Komm zu uns, wir stehen dir bei.'

Als ich dies gelesen hatte, dachte ich: ‘Das ist eine neue Heimsuchung. Es ist soweit mit mir gekommen, daß ein Ungläubiger nach mir gelüsten durfte.' Ich ging mit dem Brief zum Ofen und warf ihn hinein. So vergingen vierzig von den fünfzig Tagen. Da kam ein Bote Muhammads zu mir und sagte: ‘Der Gesandte Allahs befiehlt dir, dich von deiner Frau zu trennen.' Ich fragte: ,Soll ich die Ehe auflösen oder was hat er gesagt?' Er antwortete: ,Nein, trenne dich nur von ihr und berühre sie nicht!' Die gleiche Botschaft erhielten meine beiden Gefährten. Ich sagte zu meiner Frau: ‘Geh zu deiner Familie und bleibe bei ihr, bis Allah nach seinem Willen in dieser Sache entscheidet.' Die Frau des Hilal ibn Umaiyya ging zu Muhammad und sagte: ,O Gesandter Allahs, Hilal ist ein alter verlassener Mann, ohne Diener. Darf ich ihn nicht bedienen?' Muhammad antwortete: ,Tu es, aber tritt ihm nicht nahe!' Da sagte sie: ,O Gesandter Allahs, er fühlt kein Verlangen nach mir. Bei Allah, seitdem ihm das Bewußte widerfahren ist, hört er nicht auf zu weinen, so daß ich um sein Augenlicht besorgt bin.' Dann sagte mir einer aus meiner Familie: ,Warum erbittest du dir nicht auch deine Frau von Muhammad, da er doch der Frau Hilals gestattet hat, ihren Gatten zu bedienen?' Ich antwortete: ,Ich tu es nicht, denn da ich ein junger Mann bin, weiß ich nicht, was er mir antworten wird.' So vergingen weitere zehn Tage. Es waren nun fünfzig, seitdem Muhammad verboten hatte, mit uns zu sprechen.

Am Morgen des fünfzigsten Tages verrichtete ich das Morgengebet auf der Terrasse eines unserer Häuser in einem Zustand, wie ihn Allah von uns beschreibt: ‘... Die Erde in ihrer Ausdrehung war (uns) zu eng, und mein Leben war mir eine Last ...' (Sure al-Tawba 9,118 siehe auch Vers 25). Als ich dann in dem Zelt war, das ich mir auf der Höhe von Sala gebaut hatte, hörte ich eine Stimme über die Ebene her zu mir dringen, welche mit aller Kraft rief: ‘Empfange frohe Botschaft, Ka'b ibn Malik!' Ich fiel betend nieder und erkannte, daß ich erlöst war. Muhammad hatte nämlich, als er das Morgengebet verrichtet hatte, den Leuten verkündet, daß uns Allah vergeben habe. Die Leute gingen, um uns davon zu benachrichtigen. Manche gingen zu meinen beiden Gefährten. Ein Mann spornte sein Pferd an, um zu mir zu kommen. Einer von Aslam aber lief auf den Berg und seine Stimme gelangte vor dem Reiter zu mir. Als der, dessen Stimme ich vernommen hatte, zu mir kam und mir die frohe Botschaft brachte, zog ich meine beiden Kleider aus und schenkte sie ihm als Botenlohn, obgleich ich, bei Allah, keine anderen hatte und Geliehene anziehen mußte. Dann schlug ich den Weg zu Muhammad ein, und die Leute kamen auf mich zu und verkündigten mir Allahs Gnade, indem sie sagten: ,Möge Allahs Vergebung dir Glück bringen!' Endlich kam ich in die Moschee, in der Muhammad, von Leuten umgeben, saß. Talha ibn 'Ubaid Allah erhob sich, grüßte und beglückwünschte mich. Außer ihm stand kein Ausgewanderter vor mir auf. Als ich Muhammad grüßte, sagte er mir freudestrahlenden Gesichtes: ‘Freue dich mit dem besten Tage, den du seit deiner Geburt erlebt hast!' Ich sagte: ,Kommt es von dir oder von Allah?' Er antwortete: ,Von Allah!' (Muhammad hatte nämlich, wenn er eine frohe Botschaft verkündete, ein Gesicht wie ein Stück Mond. Wir hatten diese Eigenheit oft an ihm bemerkt.) Als ich vor ihm saß, sagte ich: ,O Gesandter Allahs, ich werde außer anderen Bußtaten mein ganzes Vermögen Allah und seinem Gesandten weihen!' Muhammad erwiderte: ‘Behalte einen Teil davon, das ist besser für dich!' Ich sagte: ,Nun, so behalte ich meinen Anteil von Khaybar.' Dann sagte ich: ,Allah hat mich durch meine Aufrichtigkeit gerettet. Ich werde nun als Buße, so lange ich lebe, nur die Wahrheit sprechen.' Bei Allah, seitdem ich dies Muhammad gesagt habe, habe ich keinen Menschen gefunden, den Allah als wahrhaftiger erprobt hätte als mich. Bei Allah, ich habe bis zu diesem Tage nie eine absichtliche Lüge gesagt und hoffe, daß mich Allah auch bis zum Ende meiner Tage davor bewahren wird.”19

Allah offenbarte hierüber: “117 Allah hat sich dem Propheten, den Ausgewanderten und den Hilfsgenossen zugewandt, die ihm zur Zeit der Not gefolgt sind, nachdem das Herz eines Teils von ihnen vom rechten Weg abgewichen war. Dann vergab er ihnen auch dieses. Er ist gütig, mild und barmherzig 118 auch den drei Männern, die zurückgeblieben sind, ...” bis hin zu den Worten: “119 ... Gehöret zu den Wahrhaftigen!” (Sure al-Tawba 9,117-119). Ka'b sagte noch: “Allah hat mir, seitdem er mich zum Islam geleitet hat, keine größere Wohltat erwiesen als die, daß er mich an jenem Tage Muhammad die Wahrheit sagen ließ. Durch Lügen wäre ich zugrunde gegangen wie die andern, die ihn belogen haben, über die Allah das Schlimmste, was je über jemanden gesagt worden ist, geoffenbart hat, indem es heißt: ,95 Sie schwören euch bei Allah, wenn ihr zurückkehrt zu ihnen, damit ihr sie nicht zur Rede stellt. Wendet euch von ihnen ab, sie sind unrein. Die Hölle wird ihre Wohnung als Strafe für ihr Treiben werden. 96 Sie schwören euch, um euch zufriedenzustellen. Wenn ihr euch aber auch zufrieden gebt, so wird Allah an diesen Ruchlosen kein Wohlgefallen haben'” (Sure al-Tawba 9,95-96). Ka'b sagte ferner: “Wir drei blieben hinter denen zurück, deren Entschuldigung Muhammad annahm, als sie schworen, und für die er Allah um Verzeihung anflehte. Darum hat er auch unsere Angelegenheit verschoben, bis sich Allah darüber aussprach. Darauf beziehen sich die Worte Allahs 'und den Dreien, die zurückgeblieben sind ...' (Sure al-Tawba 9,118), womit nicht gemeint ist vom Feldzug, sondern hinter denen, die durch Schwüre Muhammads Entschuldigung erlangten, während die Entscheidung über die drei verschoben wurde.”20

23.10 Die Bekehrung der Thaqifiten21 (Dezember 630 n.Chr.)

Im Ramadan (9. Monat) des neunten Jahres nach der Auswanderung kehrte Muhammad von Tabuk nach Medina zurück. Im selben Monat kamen Abgeordnete der Thaqifiten zu ihm. Als Muhammad ohne sie aufbrach, folgte ihm der Thaqifite 'Urwa ibn Mas'ud. Er holte ihn noch vor Medina ein und bekannte sich zum Islam. Er bat dann Muhammad, wieder zu den Seinigen zurückkehren zu dürfen, und ihnen den Islam zu verkündigen. Muhammad entgegnete: “Sie werden dich töten!” Muhammad wußte, daß sie in ihrer Ablehnung des Islam größte Entschlossenheit gezeigt hatten. 'Urwa meinte aber: “O Gesandter Allahs! Ich bin ihnen teurer als ihre erstgeborenen Söhne!” Er war in der Tat beliebt, und man hörte auf ihn. Er ging also zurück, um sein Volk zum Islam aufzurufen und hoffte, wegen seines Ansehens auch hierin keinen Widerspruch zu finden.

Als er jedoch eine Hütte bestieg, sie zum Islam aufrief und ihnen dabei seinen Glauben offenbarte, schossen sie von allen Seiten Pfeile auf ihn ab. Von einem Pfeil wurde er getroffen und getötet. Als man den Sterbenden fragte: “Was hältst du von deinem vergossenen Blut,” antwortete er: “Ich sehe es als eine Güte Allahs und als Märtyrertum an, das er mir beschert hat. Ich sehe mich nicht anders an als einen der Märtyrer, die an der Seite Muhammads vor seinem Aufbruch getötet worden sind. Darum beerdigt mich neben ihnen.” Das geschah auch. Es wird behauptet, Muhammad habe über 'Urwa gesagt, er sei unter seinem Volke dem Herrn von Yasin gleichzusetzen.22

Die Thaqifiten verharrten noch einige Monate nach der Ermordung 'Urwas in ihrer feindlichen Haltung. Sie besprachen sich miteinander und sahen ein, daß sie nicht stark genug waren, um die sie umgebenden Araber zu bekämpfen, die bereits Muhammad gehuldigt und den Islam angenommen hatten. Hierauf hielten die Thaqifiten Rat. Einer sagte zum andern: “Siehst du nicht, daß wir auf keinem unserer Wege mehr sicher sind? Keiner kann die Stadt verlassen, ohne belästigt zu werden?” Nach eingehendem Rat beschlossen sie, einen Boten zu Muhammad zu schicken, so wie sie früher 'Urwa geschickt hatten. Sie redeten mit Abd Yaalil, der ebenso alt wie 'Urwa war, und schlugen ihn als Boten vor. Abd Yaalil weigerte sich jedoch, weil er fürchtete, es möchte ihm wie 'Urwa ergehen. Er entgegnete: “Ich tue es nicht, wenn ihr nicht noch andere Männer mit mir schickt.” Sie beschlossen schließlich, noch drei weitere Thaqifiten und zwei Bundesgenossen mit ihm zu schicken. Abd Yaalil, der Führer und Herr der Abgeordneten, reiste mit ihnen ab. Er hatte die anderen nur aus Furcht mitgenommen, es möchte ihm wie 'Urwa ergehen. So aber hoffte er, daß jeder nach der Rückkehr seine Stammesgenossen überzeugen werde.

Als sie in Qanat, in der Nähe Medinas, abstiegen, begegneten sie Mughira ibn Schu'ba. Er war an der Reihe, die Kamele der Gefährten Muhammads auf die Weide zu führen, denn die Gefährten wechselten einander in diesem Dienst ab. Als er die Thaqifiten sah, überließ er ihnen die Herde und sprang eilig fort, um Muhammad zu benachrichtigen. Ehe er zu Muhammad kam, begegnete er Abu Bakr und sagte ihm, daß die Thaqifiten gekommen seien, um Muhammad zu huldigen und den Islam unter der Bedingung anzunehmen, daß er ihnen eine Sicherheitsurkunde für ihre Leute, ihr Land und ihr Gut ausstelle. Abu Bakr sagte zu Mughira: “Ich beschwöre dich, bei Allah, geh nicht vor mir zu Muhammad, damit ich selbst es ihm verkünde.” Mughira fügte sich, und Abu Bakr benachrichtigte Muhammad von der Ankunft der Thaqifiten. Mughira geleitete dann die Abgeordneten zu seinen Freunden, ließ die Kamele bei ihnen ausruhen und lehrte sie, wie sie Muhammad grüßen sollten. Sie verharrten jedoch bei ihrem heidnischen Gruß.

Als sie zu Muhammad kamen, ließ er ihnen an der Seite seiner Moschee ein Zelt errichten. Khalid ibn Sa'id war der Vermittler zwischen den Thaqifiten und Muhammad, bis schließlich der Vertrag schriftlich aufgesetzt war, den Khalid selbst schrieb. Die Thaqifiten aßen nichts von den Speisen, die ihnen Muhammad schicken ließ. Erst nachdem Khalid sie gekostet hatte, sie sich zum Islam bekannten und der Vertrag geschlossen war, nahmen sie davon.

Sie hatten von Muhammad verlangt, daß er ihnen ihren Götzen Lat noch drei Jahre lasse. Als er sich weigerte, baten sie um zwei Jahre, dann um ein Jahr und zuletzt um einen Monat. Muhammad wollte ihnen aber überhaupt keine Frist zugestehen. Die Abgeordneten gaben vor, sie bezweckten mit der Frist nur, sich vor den eigenen Narren, Frauen und Kindern zu schützen. Es sei ihnen unangenehm, ihre Leute durch die Zerstörung des Götzen in Schrecken zu versetzen, ehe der Islam bei ihnen Eingang gefunden habe. Muhammad bestand jedoch darauf. Abu Sufyan und Mughira ibn Schu'ba wurden beauftragt, Lat zu zerstören. Mit der Bitte um die Erhaltung ihrer Götzen hatten sie auch die andere Bitte verbunden, mit dem Gebet verschont zu bleiben, und daß sie nicht genötigt sein sollten, den Götzen mit eigener Hand zu zerschlagen. Muhammad erwiderte darauf: “Was das Zerschlagen des Götzen mit eigener Hand angeht, so wollen wir es euch erlassen. Das Gebet aber erlassen wir euch nicht, denn es ist nichts Gutes an einer Religion, die kein Gebet hat.” Schließlich sagten sie zu Muhammad: “Wir sind mit allem einverstanden, wenn es auch eine Demütigung für uns ist.” Als sie sich bekehrt hatten und der Vertrag unterschrieben war, ernannte Muhammad Uthman ibn Abi al-'As zu ihrem Vorgesetzten. Obgleich er einer der jüngsten der Abordnung war, war er doch am eifrigsten im Studieren des Islam und Erlernen des Qur’ans.

23.11 Die Zerstörung des Götzen in Ta'if

Als die Thaqifiten heimkehrten, sandte Muhammad Abu Sufyan und Mughira mit ihnen. Sie sollten den Götzen zerstören. Als sie nach Ta'if kamen, wollte Mughira Abu Sufyan vorausschicken. Dieser sagte aber: “Geh du zuerst zu deinen Leuten.” Er selbst blieb bei seinem Gut in Dhu al-Hadm. Als Mughira in die Stadt kam, fiel er über den Götzen her und zerschlug ihn mit einer Hacke. Seine Stammesgenossen, die Banu Mu'attib, standen um ihn herum, weil sie befürchteten, er möchte von Pfeilen getroffen oder wie 'Urwa verletzt werden. Die Frauen der Thaqifiten weinten und schrien:
Vergießet Ströme von Tränen!
Die Feigen haben Lat ausgeliefert;
sie haben schlecht gekämpft.

Während Mughira den Götzen mit der Hacke zerschlug, rief Abu Sufyan: “Wehe dir! Das verdienst du!” Als Mughira den Götzen zerschlagen hatte, übergab er dessen Schatz und Schmuck an Abu Sufyan. Der Schmuck war aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt; er bestand aus Gold und Edelsteinen.

Noch ehe die Deputation zu Muhammad gegangen war – bald nach der Ermordung Urwas, – hatten sich Abu Mulaih ibn 'Urwa und Qarib ibn al-Aswad zu Muhammad begeben und sich von den Thaqifiten losgesagt, mit denen sie keinerlei Gemeinschaft mehr haben wollten. Sie bekehrten sich dann zum Islam. Muhammad sagte zu ihnen: “Nehmt euch zum Herrn, wen ihr wollt!” Sie antworteten: “Wir nehmen Allah und seinen Gesandten zu unserem Herrn.” Muhammad fügte hinzu: “Und Abu Sufyan, euren Onkel mütterlicherseits.” Sie sagten: “Und Abu Sufyan, unseren Onkel mütterlicherseits.”

Nach der Bekehrung der Thaqifiten – Muhammad hatte Abu Sufyan und Mughira nach Ta'if geschickt, um den Götzen zu zerschlagen – bat Abu Mulaih Muhammad, er möge eine Schuld seines Vaters 'Urwa von dem Schatz des Götzen tilgen. Muhammad willigte ein. Da sagte Qarib: “Tilge auch die Schuld meines Vaters al-Aswad!” (Al-Aswad war der Bruder Urwas von väterlicher und mütterlicher Seite.) Muhammad erwiderte: “Al-Aswad ist als Götzendiener gestorben!” Da versetzte Qarib: “Es betrifft aber doch einen mir verwandten Moslem. Die Schuld lastet auf mir und wird von mir gefordert.” Da befahl Muhammad, Abu Sufyan solle die Schuld beider vom Schatz des Götzen tilgen. Als Mughira den Schatz gesammelt hatte, erinnerte er Abu Sufyan an Muhammads Befehl, und Abu Sufyan bezahlte ihre Schuld.

Muhammads Schreiben an die Thaqifiten lautete: “Im Namen Allahs, des Gnädigen und Barmherzigen. Von Muhammad, dem Propheten, dem Gesandten Allahs, an die Gläubigen: Die Wälder von Wadjdj und die Jagdrechte darin sollen nicht verletzt werden. Wer dies dennoch tut, soll entkleidet und ausgepeitscht werden. Wer dagegen frevelt, soll festgenommen und vor den Propheten Muhammad geführt werden. Es ist eine Sache, die Muhammad, den Propheten und Gesandten Allahs angeht. Khalid ibn Sa'id hat dies auf Befehl des Gesandten Muhammad ibn Abd Allah geschrieben. Es handle ihm niemand zuwider in dem, was ihm Muhammad, der Gesandte Allahs, befohlen hat. Er würde sonst gegen seine eigene Seele ein Unrecht begehen.”

23.12 Die vier heiligen Monate (Januar bis April 631 n.Chr.)

Muhammad blieb den übrigen Teil des Ramadan (9. Monat) und die Monate Schawwal (10. Monat) und Dhu al-Qa'da (11. Monat) in Medina. Dann benannte er Abu Bakr zum Führer der Pilger. Er wollte mit den Gläubigen im neunten Jahr nach der Auswanderung die Pilgerfahrt verrichten. Aber auch die Ungläubigen pilgerten noch zu ihren verschiedenen Lagern. Nachdem Abu Bakr abgereist war, wurde die Sure Baraa (ein anderer Name der neunten Sura al-Tawba) geoffenbart und der Vertrag zwischen Muhammad und den Ungläubigen aufgehoben, demzufolge kein Pilger vom Heiligtum abgehalten werden dürfe und im heiligen Monat niemand etwas zu fürchten brauche. Dieser Vertrag galt allgemein zwischen Muhammad und den Götzendienern.23 Außerdem gab es noch Sonderverträge zwischen Muhammad und einzelnen Stämmen, die für eine bestimmte Dauer abgeschlossen worden waren, wie über die Heuchler, die am Feldzug von Tabuk nicht teilgenommen hatten.

Über ihre Reden erschien eine Offenbarung, in der Allah die innersten Gedanken derer offenbarte, welche anders scheinen wollten als sie waren und von denen einige mit Namen genannt wurden. Es heißt dort: “1 Eine Aufkündigung von seiten Allahs und seines Gesandten an diejenigen von den Heiden, mit denen ihr eine bindende Abmachung abgeschlossen habt. 2 Zieht nun vier Monate im Land umher! Ihr müßt aber wissen, daß ihr euch dem Zugriff Allahs nicht werdet entziehen können, und daß Allah die Ungläubigen zuschanden machen wird” (Sure al-Tawba 9,1-2).24

Eine weitere Botschaft von seiten Allahs und seines Gesandten an die Leute am Tag der großen Wallfahrt beinhaltete, daß Allah und sein Gesandter nicht mehr den Animisten verpflichtet sind. “3 ... Wenn ihr euch nun bekehrt, ist das besser für euch. Wenn ihr euch aber abwendet, müßt ihr wissen, daß ihr euch dem Zugriff Allahs nicht werdet entziehen können. Und verkünde denen, die ungläubig sind, eine schmerzhafte Strafe! 4 Ausgenommen (sind) diejenigen von den Animisten, mit denen ihr eine bindende Abmachung abgeschlossen habt, und die euch hierauf in nichts haben zu kurz kommen lassen und niemanden gegen euch unterstützt haben. Ihnen gegenüber müßt ihr die mit ihnen getroffene Abmachung vollständig einhalten, bis die ihnen zugestandene Frist abgelaufen ist. Allah liebt die, die (ihn) fürchten. 5 Sobald die vier heiligen Monate vorüber sind, erschlagt die Götzendiener, wo immer ihr sie findet. Nehmt sie gefangen, sperrt sie ein und lauert ihnen auf all ihren Wegen auf.25 Bekehren sie sich, beten sie und bezahlen die Religionssteuer, so laßt sie wieder frei. Allah vergibt und ist gnädig und barmherzig. 6 Wenn einer dieser Götzendiener (die ich dir zu töten befohlen habe) dich um Schutz anfleht, so gewähre ihm diesen bis er Allahs Wort vernimmt. Dann bestimme ihm einen Zufluchtsort. Dies ist erlaubt, weil es unwissende Leute sind” (Sure al-Tawba 9,3-6).

“7 Wie aber kann ein Vertrag mit den Ungläubigen bei Allah und seinem Gesandten bestehen? Nur mit solchen, mit denen ihr bei der heiligen Anbetungsstätte einen Vertrag geschlossen habt, sollt ihr weiter verbunden sein. Haltet ihnen, was sie euch halten, denn Allah liebt die Gottesfürchtigen. 8 Wie anders, wenn sie Macht über euch erlangten! Dann berücksichtigen sie weder Schwur noch Schutzbündnis. Sie stellen euch nur mit dem Munde zufrieden, ihr Herz jedoch widerstrebt der Offenbarung, und die Mehrzahl unter ihnen ist ruchlos. 9 Sie haben die Verse Allahs für einen geringen Preis hingegeben und andere von seinem Pfade abgehalten. Ihr Treiben war schlecht. 10 Sie beachten weder Eid noch Bündnis. Sie sind eure Feinde. 11 Bekehren sie sich, beten und geben sie Almosen, so sind sie eure Brüder im Glauben. Wir schreiben die Verse deutlich für die, welche verstehen wollen” (Sure al-Tawba 9,7-11).

Da die Sure Baraa Muhammad geoffenbart wurde, nachdem er Abu Bakr bereits als Führer der Pilger abgesandt hatte, fragte man ihn: “O Gesandter Allahs, willst du diese Offenbarung nicht Abu Bakr nachsenden?” Er antwortete: “Nur jemand aus meiner Familie kann mich vertreten!” Er ließ dann Ali rufen und sagte zu ihm: “Ziehe aus mit der Offenbarung, wie sie im Anfang der Sure Baraa26 geschrieben steht und mache am Opfertage, wenn die Leute in Mina (in Mekka) versammelt sind, bekannt, daß kein Ungläubiger ins Paradies kommt, kein Götzendiener nach diesem Jahre mehr zur Pilgerfahrt zugelassen wird, niemand mehr die Ka'ba umkreisen darf. Außerdem gelten nur noch die Verträge, die mit Muhammad abgeschlossen wurden bis zu ihrem Ablauf.”

Ali begab sich auf Muhammads Kamel 'Adhba (die Süße) zu Abu Bakr. Als Abu Bakr ihn sah, fragte er: “Kommst du als Emir oder mit einem besonderen Auftrag?” Ali antwortete: “Mit einem besonderen Auftrag.” Sie zogen dann zusammen weiter. Abu Bakr führte die Pilger an, während die übrigen Beduinen in diesem Jahre noch einmal ihre Lager wie im Heidentum bezogen. Am Opfertage erhob sich Ali und machte bekannt, was ihm Muhammad aufgetragen hatte. Er sagte: “O ihr Leute! Kein Ungläubiger wird ins Paradies kommen. Nach diesem Jahr darf kein Götzendiener mehr nach Mekka pilgern. Niemand darf die Ka'ba nackt umrunden. Nur ein mit Muhammad geschlossener Vertrag bleibt bis zu seinem Ablauf gültig.” Dann gab er den Götzendienern eine Frist von vier Monaten, damit jeder an einen sicheren Ort in seiner Heimat zurückkehren könne. Demnach sollten nur noch die Verträge oder Schutzverhältnisse weiter bestehen, die mit Muhammad auf eine bestimmte Zeit abgeschlossen waren. Nach dieser Bekanntmachung kehrten Ali und Abu Bakr zu Muhammad zurück.27

Dies war die Lossagung von den Götzendienern, die allgemeine Verträge besaßen und von denen, die die Sonderverträge für eine bestimmte Zeit in Besitz hatten. Später befahl Allah seinem Gesandten, auch die Götzendiener zu bekämpfen, die zwar einen speziellen Vertrag besaßen, ihn aber verletzt hatten. Alle, die keinen Vertrag hatten, waren nach Ablauf der vier Monate schutzlos. Wer jedoch eine Gewalttat beging, sollte selbst erschlagen werden. Es heißt: “13 Weshalb solltet ihr nicht jene bekämpfen, die ihren Eid gebrochen haben und danach trachteten, Muhammad zu verdrängen und die mit Feindseligkeiten begonnen haben? Fürchtet ihr sie? Wenn ihr zu den Gläubigen gehört, so habt ihr allein Allah zu fürchten. 14 Bekämpft sie! Allah wird sie durch eure Hände züchtigen, beschämen, euch gegen sie beistehen und die Brust der Gläubigen heilen 15 und den Gram aus ihrem Herzen verscheuchen. Allah wendet sich, zu wem er will, er ist allwissend und weise. 16 Glaubt ihr, ihr könntet vergessen und Allah würde nicht die unter euch kennen, die in den Heiligen Krieg ziehen und außer Allah, seinem Gesandten und den Gläubigen, keinen Fremden aufnehmen? Allah kennt eure Taten”28 (Sure al-Tawba 9,13-16).

“28 ... Die Götzendiener sind unrein. Sie sollen nach diesem Jahr nicht mehr der heiligen Ka'ba nahe kommen. Fürchtet ihr euch vor Armut, so wird euch Allah reich machen durch seine Güte, wenn er will, denn er ist allwissend und weise. 29 Bekämpfet (mit dem Schwert) die nicht an Allah und den Jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Allah und sein Gesandter geboten haben und die nicht der Religion des Rechts angehören, von denen, die das Buch (die Bibel) empfangen haben, bis sie die Kopfsteuer mit ihrer eigenen Hand bezahlen und (damit bekennen, daß) sie klein (und unbedeutend) sind” (Sure al-Tawba 9,28-29).29

“... Viele Priester und Mönche zehren das Gut der Leute auf und halten sie vom Pfade Allahs ab. Andere sammeln Schätze von Gold und Silber30 und verwenden sie nicht für Allah; verkündige ihnen schwere Pein!” (Sure al-Tawba 9,34).

“Die Zahl der Monate vor Allah ist zwölf, und zwar seit dem Tage, da Allah Himmel und Erde geschaffen hat, und davon sind vier Monate heilig. Das ist die rechte Religion. Begeht diesbezüglich kein Unrecht gegen euch selbst ...” (Sure al-Tawba 9,36).

“Die Religionssteuer gebührt den Bedürftigen und Armen und denen, die damit zu tun haben (Steuerbeamte sind gemeint), sowie denen, deren Herz an den Islam gewöhnt werden soll. Ferner soll sie für Sklaven, für Schuldner, für den Heiligen Krieg31 und für Reisende verwendet werden. Das ist der ihnen von Allah bestimmte Anteil. Allah ist allwissend und weise!” (Sure al-Tawba 9,60).

“Diejenigen, welche die Gehorsamen unter den Gläubigen in bezug auf die Almosen tadeln und diejenigen, welche jene Gläubigen verspotten, die nur so viel bringen, wie sie vermögen, die werden von Allah verspottet und ernten schwere Pein” (Sure al-Tawba 9,79). Die Gehorsamen waren Abd al-Rahman ibn Auf und Asim ibn Adi, ein Bruder der Banu al-Adjlan. Muhammad hatte nämlich eine dringende Aufforderung zum Almosengeben ergehen lassen. Da brachte Abd al-Rahman 4.000 Dirham und Asim 100 Ladungen Datteln. Da tadelten sie die beiden und sagten: “Das ist bloße Scheinheiligkeit.” Der, welcher nur mit Anstrengung Almosen gab, war Abu Aqil, ein Bruder der Banu 'Unaif. Er brachte ein Saa' (Gefäßmaß) Datteln. Sie spotteten darüber und sagten: “Allah bedarf eines solchen Maßes von Ibn Aqil nicht!”

“Manche Beduinen geben nur gezwungen ihr Almosen und lauern auf ein Unglück, das euch treffen könnte. Aber ihnen wird Böses und Mißgeschick widerfahren. Allah hört und weiß alles!” (Sure al-Tawba 9,98)

Von den aufrichtigen und gläubigen Beduinen heißt es dagegen: “Manche Beduinen glauben an Allah und den Jüngsten Tag und betrachten das, was sie spenden, als eine Annäherung an Allah, und damit sein Gesandter für sie bete. Gewiß wird es sie Allah nahe bringen ...” (Sure al-Tawba 9,99).

23.13 Das Gedicht Hassans

Hassan ibn Thabit zählt im folgenden Gedicht die Feldzüge auf, welche die Hilfsgenossen mit Muhammad durchgestanden haben und nennt ihre Lagerplätze. Anderen zufolge stammt das Gedicht von Abd al-Rahman:

Bist du nicht das Vorzüglichste von Ma'd, einzeln und als Kampfgenossenschaft? Mögen sie nun zusammen oder einzeln eingeschätzt werden? Sie sind ein Volk, das geschlossen bei Badr mit dem Gesandten kämpfte. Da war kein Flüchtling und kein Abtrünniger darunter. Sie huldigten ihm, und keiner hat seinen Eid gebrochen. Ihr Glaube war über jeden Verdacht erhaben. Sie waren bei ihm am Tage, als im Tale von Uhud harte Schläge sie trafen, brennend wie Feuerhitze; auch am Tage von Dhu Qarad, als er sie zum Kampfe aufrief auf edlen Rossen. Sie waren nicht schwach und nicht feige. Dhu al-'Uschayra überfielen sie mit ihren Reitern, mit Helm und Lanze bewaffnet, und am Tage von Waddan trieben sie mit ihren Pferden die Bewohner vor sich her, bis ihnen steiniger Boden und das Gebirge ein Ziel setzten. In mancher Nacht suchten sie ihren Feind auf, für Allahs Sache, und Allah belohnte sie für ihre Tat. Auch auf dem Feldzug nach Nadjd zogen sie mit dem Gesandten gegen den Feind aus und fanden noch andere Beute. Auch in der Nacht von Hunain kämpften sie an seiner Seite. Da führte er sie zu wiederholten Malen an die Tränke des Krieges. Auf dem Feldzug von al-Qaa' trieben wir den Feind auseinander wie eine Herde, die sich von der Tränke weg zerstreut. Am Tage der Huldigung schworen sie, für ihn zu kämpfen, und standen ihm bei und wichen nicht. Bei der Eroberung von Mekka schlossen sie sich seiner Schar an. Sie waren nicht aufbrausend oder voreilig. Am Tage von Khaybar waren sie in seinem Heer und zogen einher wie Helden, die den Tod verachten, mit gezücktem, in ihrer Rechten sich wiegenden Schwert, das im Gefecht bald gebogen, bald wieder gerade wird. Am Tage, als der Gesandte Allahs, auf des Herrn Lohn rechnend, nach Tabuk zog, waren sie seine ersten Fähnlein und die Anführer, wenn es zum Krieg kam, je nachdem es ihnen gut dünkte vorwärts zu gehen oder umzukehren.

Dieses Volk beschützt den Propheten. Es ist mein Volk. Ich gehöre ihm an. Sie geben edelmütig ihr Leben hin und verletzen das Bündnis nicht. Wenn sie getötet werden, so sterben sie auf dem Pfade Allahs. In diesem Lobpreis der Schlachten werden 12 von 38 Feldzügen aufgeführt, die Muhammad befohlen und an denen er meist selbst teilgenommen hatte.

Von Jesus werden nicht Kriege, sondern viele Wunder berichtet, bei denen er Kranke heilte, Dämonen austrieb und seine Jünger aus Sturm und Hunger rettete.


Footnotes
1 "Tabuk" war eine christlich-jüdische Siedlung im Norden Arabiens, an der Haupthandelsroute von Mekka nach Damaskus gelegen, ca. 580 km nordwestlich von Medina, auf der Höhe des heutigen Scharm el-Scheikh. Tabuk war der südlichste Punkt der Einflußsphäre Ostroms in Arabien.
2 Es war Muhammad bewußt: Alle Kämpfe auf der Arabischen Halbinsel konnten nur Vorgefechte sein. Die entscheidende Kraftprobe mit der Großmacht am Bosporus, mit Byzanz, stand noch bevor. Muhammad wollte den Blick der Moslems bereits auf ihr zukünftiges Ziel richten, solange er noch lebte. Die Unterwerfung Ostroms war das nächste große Ziel des Islam.
3 Als Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem die Übernachtung in einem Samariterdorf verweigert worden war, fragten ihn zwei seiner Jünger: “Herr, willst du, so wollen wir sagen, daß Feuer vom Himmel falle und sie verzehre.” Jesus aber wandte sich um und bedrohte sie mit den Worten: “Wißt ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid? Der Menschensohn ist nicht gekommen, um Menschen zu vernichten, sondern um sie zu retten” (Lukas 9,52-56).
4 Wo blieben die zahlreichen Kamele, die Muhammad in seinen Kriegen erbeutet hatte? Er besaß kein Herz für Arme und Kranke, auch nicht, wenn sie zu seinen Anhängern gehörten.
5 Dieser Hadith gilt bei den Schiiten als wichtiger Beleg dafür, daß Ali – nach Muhammad – der erste Kalif hätte werden sollen.
6 Ali war damals noch jung, etwa 25 Jahre alt.
7 "Hidjr" ist eine Oase an der Karawanenstraße ca. 340 km nordwestlich von Medina, 20 km nördlich des biblischen Dedan gelegen.
8 "Tabuk" liegt ca. 580 km nordwestlich von Medina.
9 "Aila" entspricht dem heutigen Eilat in Israel und liegt ca. 210 km nordwestlich von Tabuk am nördlichsten Zipfel des Roten Meeres. Dort lebten Christen und Juden.
10 "Adhruh" war eine jüdische Stadt im heutigen Südjordanien, ca. 230 km nördlich von Tabuk. Dort lebten vornehmlich Juden.
11 "Duma" oder "Dumat al-Djandal" ist eine christliche Ortschaft inmitten der Wüste, ca. 620 km nördlich von Medina und 380 km östlich von Tabuk gelegen.
12 "Duma" oder "Dumat al-Djandal" ist eine christliche Ortschaft inmitten der Wüste, ca. 620 km nördlich von Medina und 380 km östlich von Tabuk gelegen.
13 Der goldbestickte Brokatmantel des christlichen Fürsten deutete auf die höherstehende Kultur der von Ostrom beeinflußten arabischen Christen. Der Reichtum, die Kunstwerke und die Kultur von Byzanz übten eine große Anziehungskraft auf die Moslems aus.
14 Der erste Feldzug von Tabuk war mehr ein Erkundungsritt und diente der Bereinigung des Vorfeldes für künftige Angriffe. Von diesem Zeitpunkt an begann die Unterwerfung der christlichen Stämme im Nordwesten der Arabischen Halbinsel. Sie wurden zu Steuerzahlern Muhammads erniedrigt.
15 Muhammad gab vor, das Vorbild Moses nachzuahmen, der aus einem Felsen Wasser für sein ganzes Volk hervorsprudeln ließ. Fast alle Hadithe, die von vergleichbaren Wundern Muhammads berichten, gelten selbst bei den islamischen Hadithgelehrten als wenig überzeugend, da die Gewährsmänner meist jüdischer Herkunft sind. Man sagt, Muhammad bedurfte keiner Wunder; sein größtes und einziges Wunder sei der Qur’an gewesen.
16 Diese neue islamische Sekte bildete auf der Arabischen Halbinsel eine Gegenbewegung zum Islam in Medina. Diese Moslems glaubten zwar an Allah, unterwarfen sich jedoch nicht dem politischen Anspruch Muhammads. Dieser wiederum akzeptierte keine Anbetung Allahs ohne die bedingungslose Unterwerfung unter seine Autorität. Sie war mit der Verpflichtung verbunden, an seinen Kriegszügen teilzunehmen.
17 Diese Aussage eines Begleiters ist von großer Bedeutung. Sie zeigt, daß der Prophet der Araber bei seinen ersten Feldzügen nur materielle Ziele verfolgte. Das wird von seinen Zeitgenossen offen zugegeben. Der Kampf bei Badr hatte keine religiöse Zielsetzung. Er diente lediglich dem Beutemachen.
18 Die Ghassaniden beherrschten eines der christianisierten arabischen Gebiete im Nordwesten der Arabischen Halbinsel. Sie begannen, die Gefahr, die vom Erstarken des Islam ausging, zu erkennen und versuchten, die von Muhammad disziplinierten Moslems zu sich herüberzuziehen.
19 Die Wahrheit sagen, war im Islam nicht selbstverständlich, sondern eine Ausnahme. Im Qur’an und in den Moslems wohnt nicht der “Geist der Wahrheit,” wie Jesus ihn seinen Nachfolgern verheißen hat (Johannes 14,16-17; 15,26 und 16,13).
20 Die Gemeindezucht Muhammads hat tiefe Wirkung bei seinen Getreuen gezeigt. Das Ziel dieser Gemeindezucht war jedoch nicht das Wachstum von Glaube und Liebe, sondern die Beteiligung am Heiligen Krieg. Nicht Heiligung oder Dienst der Gläubigen, sondern Kampf bis zum Tod war das Ziel der islamischen Erziehung.
21 Die Thaqifiten lebten in einem Gebiet ca. 100 km östlich von Mekka und ca. 340 km südlich von Medina. Ihr Zentrum war Ta'if, das Muhammad im Februar 630 n.Chr. vergeblich versucht hatte einzunehmen.
22 Durch den Tod 'Urwas wurden die Moslems zur Blutrache gezwungen. Die Thaqifiten waren fortan auf ihren Reisen vogelfrei und in ständiger Lebensgefahr.
23 Muhammad hat anfangs in Medina die ungläubigen Heuchler und die starken Beduinenstämme toleriert. Sobald er genügend Macht besaß, wurde er intolerant, diktatorisch und verlangte die bedingungslose Unterwerfung.
24 Dieser Vers ist die wichtigste Grundlage für die Kündigung laufender Verträge mit Ungläubigen im Qur’an. Jesus hat keine seiner Verheißungen und Warnungen geändert und seinen Bund oder seine Gerichtsandrohungen nicht aufgekündigt. Er hat nie versucht, Menschen, Familien oder Sippen mit dem Schwert zu unterwerfen und in seine Nachfolge zu zwingen. Er gewann seine Nachfolger durch sein Wort. Dieses Wort des Sohnes Gottes ist die bleibende Grundlage des Neuen Bundes, so daß er sagen konnte: “Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen” (Matthäus 24,35). Jesus ist die Wahrheit in Person (Johannes 14,6).
25 Die Tötung der Animisten, der Feinde Muhammads und der vom Islam Abgefallenen gilt dem Moslem als ein Gebot Allahs. Wer dieses Gebot nicht erfüllt, begeht Befehlsverweigerung gegen Allah und wird selbst bestraft. Ganz anders Jesus; er hat uns die Feindesliebe gelehrt. Wer seinem Wort nicht gehorcht, scheidet sich von der Liebe Gottes (Matthäus 5,43-48).
26 ”Baraa” ist ein weiterer Name der 9. Sure, die meistens “al-Tawba” genannt wird.
27 Die Vertragskündigung bedeutete eine Kriegserklärung gegen alle nichtislamischen Bewohner und die Herrscher auf der Arabischen Halbinsel. Muhammad wollte nicht bloß eine neue Religion bringen, er wollte seinen Religionsstaat, wenn nötig mit Gewalt, ausbreiten und mit Macht festigen. Bei Jesus und seinen Aposteln gab es nie einen Versuch in dieser Richtung. Jesus hatte sich zwar vor Pilatus als “König” bekannt, dabei aber herausgestellt, daß sein Reich nicht von dieser Welt ist. Er verlangte keine Steuern und rief nicht zu den Waffen, sondern forderte Demut, Sanftmut, Keuschheit und Liebe im Heiligen Geist.
28 Rache und Haß sind oft die Triebkräfte in den Herzen der Moslems. Sie kennen keinen Befehl zur bedingungslosen Versöhnung, Vergebung und Feindesliebe, wie das Evangelium es lehrt.
29 Mit diesem wichtigen Vers der Sure “die Buße” befiehlt Muhammad allen Moslems, den blutigen Kampf gegen die Juden und Christen – nicht um ihre Sinnesänderung herbeizuführen – sondern damit sie die diskriminierende Kopfsteuer als unterworfene Schutzbefohlene bezahlen und die Glaubenskriege der Moslems mitfinanzieren helfen. Mit dieser Offenbarung Allahs wurde allen Juden und Christen der Kampf angesagt. Die Animisten sollen sogar rücksichtslos getötet werden, wenn sie den Islam nicht annehmen. Juden und Christen aber müssen unterworfen werden. Sie sollen im Stand der Demütigung als Menschen 2. Klasse ihre Strafe erleiden, weil sie zwar Heilige Bücher besitzen, jedoch den Islam nicht angenommen haben. Jesus dagegen sagt:“Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker... und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.” Der große Missionsbefehl Jesu enthält keine Aufforderung zur Gewaltanwendung – nur den Befehl zum Evangelisieren, Taufen und Lehren in seiner Gegenwart (Matthäus 28,19-20).
30 Muhammad wußte etwas von dem Reichtum der orthodoxen und katholischen Kirchen und Klöster. Er hätte ihn gern zur Finanzierung seiner Kriege herangezogen.
31 Die Religionssteuer darf nicht nur als karitative Sozialsteuer verstanden werden, sie dient auch zur Finanzierung der Heiligen Kriege. Sie dient dem Loskauf von Moslems, die Sklaven geworden waren, oder von Sklaven, die Moslems wurden sowie als Starthilfe für Neubekehrte und zur Tilgung von Schulden, die Moslems Feinden des Islam gegenüber haben, damit sie nicht von ihnen abhängig bleiben. Die Religionssteuer dient also sowohl der karitativen Hilfe als auch der Ausbreitung des Islam.