10.1 Wie Muhammad bei den Thaqifiten Beistand suchte

Nach dem Tode Abu Talibs häuften sich die Kränkungen, die Muhammad von den Quraisch ertragen mußte. Er ging daher nach Ta'if1 und bat die Thaqifiten, ihm beizustehen und ihn gegen seine Stammesgenossen zu schützen. Auch hoffte er, sie würden es annehmen, was er von Allah empfangen hatte.

Als Muhammad nach Ta'if kam, begab er sich zu den Edelsten der Thaqifiten. Es waren drei Brüder: Abd Jalail, Mas’ud und Ha-bib, Söhne des Amr ibn 'Umayr. Einer von ihnen hatte eine Frau von den Quraischiten, aus dem Geschlecht der Banu Djumah. Er setzte sich zu ihnen, forderte sie auf, an Allah zu glauben, dem Islam beizustehen und ihn gegen sein Volk zu beschützen. Da sagte der eine, der das Gewand der Ka'ba zerriß: “Wenn Allah dich gesandt hat?!” Der andere sagte: “Hat Allah keinen anderen Gesandten finden können als dich?” Der dritte sagte: “Bei Allah, ich spreche nicht mir dir, denn bist du, wie du behauptest, von Allah gesandt, so bist du zu gefährlich, als daß ich dir widersprechen könnte. Lügst du aber, so mag ich nicht mit dir reden.” Muhammad erhob sich hierauf, enttäuscht von den Thaqifiten. Wie mir berichtet worden ist, soll er ihnen gesagt haben: “Wenn ihr so unehrerbietig gegen mich verfahrt, so haltet es wenigstens geheim.” Er wünschte, daß seine Leute nichts davon erfuhren und dadurch nicht noch mehr gegen ihn aufgestachelt würden.

Die Thaqifiten entsprachen aber nicht dem Wunsche Muhammads, sondern hetzten ihre Toren und Sklaven gegen ihn. Diese schmähten ihn und schrien ihn an. Bald sammelte sich eine Menschenmenge um ihn. Muhammad war genötigt, in einen Garten zu fliehen, der 'Utba und Schaiba ibn Rabi'a gehörte. Beide befanden sich gerade dort. Seine Verfolger zogen sich deshalb zurück, und Muhammad setzte sich in den Schatten eines Weinstocks. Die Söhne Rabi'as blickten zu ihm hinüber und beobachteten ihn.

 

10.2 Der Christ Addas anerkennt Muhammad als Propheten

Als 'Utba und Schaiba, die Söhne Rabi'as, sahen, was Muhammad widerfahren war, regte sich ihr Mitleid. Sie riefen einen christlichen Diener namens Addas und gaben ihm folgenden Auftrag: “Schneide eine Traube von diesem Weinstock, lege sie auf eine Platte und bringe sie dem Mann dort und sage ihm, er möge sie essen.” Addas tat, was ihm befohlen worden war. Als Muhammad seine Hand danach ausstreckte, sprach er: “lm Namen Allahs,” dann erst aß er. Addas sah ihn an und sagte: “Bei Allah, solche Worte habe ich nie von den Bewohnern dieser Stadt gehört.” Muhammad fragte: “Woher bist du? Weichem Glauben gehörst du an?” Er antwortete: “Ich bin ein Christ aus Ninive.” Mu-hammad fragte weiter: “Aus der Stadt des frommen Yunus ibn Matta?”2 Addas erwiderte: “Woher weißt du etwas von Yunus ibn Matta?” Muhammad antwortete: “Er war mein Bruder; denn er war ein Prophet, und ich bin auch ein Prophet.” Addas neigte sich zu Muhammad hinab und küßte ihm das Haupt, die Hände und die Füße. Die Söhne Rabi'as aber sagten einer zum anderen: “Diesen Jungen hat er verführt.” Als er wieder zu ihnen kam, riefen sie: “Wehe dir! Warum hast du diesem Mann das Haupt, die Hände und die Füße geküßt?” Er antwortete: “Mein Herr, es gibt auf der Welt keinen besseren Dienst oder nichts besseres als das, was ich eben getan habe. Er hat mir etwas gesagt, was nur ein Prophet wissen kann.” Sie entgegneten: “Wehe dir! Addas, laß dich durch ihn nicht von deiner Religion abtrünnig machen; sie ist besser als die seinige!”

10.3 Von den Djinn, die gläubig wurden

Nachdem der Prophet an den Thaqifiten verzweifelt war, verließ er Ta'if, um wieder nach Mekka zurückzukehren. Auf seinem Rückweg kam er durch Nakhla und verrichtete dort mitten in der Nacht sein Gebet. Dabei kam eine Anzahl Geister (Djinn) an ihm vorüber und hörte ihm zu. (Dieses Ereignis wird zweimal im Qur’an erwähnt: Suren al-Ahqaf 46,29 und al-Djinn 72,1.) Es waren sieben Djinn aus Nasibin, die ihm zuhörten. Als Muhammad sein Gebet vollendet hatte, kehrten sie zu den Ihrigen zurück und predigten ihnen, denn sie waren gläubig geworden und hatten angenommen, was sie über den Islam gehört hatten.

Allah offenbarte Muhammad diese Begebenheit in folgendem Vers: “Wir haben dir eine Anzahl Djinn zugewandt”3 ... Sprich: “Mir ist geoffenbart worden, eine Anzahl Djinn hat mir zugehört.”4

10.4 Muhammad verkündigt den Beduinenstämmen den Islam

Muhammad kehrte nach Mekka zurück. Seine Stammesgenossen widersprachen ihm noch mehr als früher, mit Ausnahme von einigen Schwächlingen, die an ihn glaubten. An den Festtagen aber zeigte sich Muhammad den Beduinen aus den Stämmen und forderte sie auf, an Allah zu glauben. Er verkündigte ihnen, daß er ein von Allah gesandter Prophet sei und verlangte, daß sie ihn für wahrhaftig hielten und beschützten, damit er ihnen erklären könne, wozu ihn Allah gesandt habe.

Husain ibn Abd Allah hat mir berichtet, er habe gehört, wie sein Vater dem Rabi'a ibn Ibad folgendes erzählt habe: “Ich war als Knabe mit meinem Vater in Mina5 , als Muhammad vor den Lagerplätzen der arabischen Stämme stand und ihnen zurief: ‚O ihr Söhne so und so! Allah sendet mich zu euch und befiehlt euch, ihn anzubeten, ihm keine Genossen zur Seite zu stellen und abzuschaffen, was ihr außer ihm anbetet und ihm gleichstellt. Ihr sollt an mich glauben, mich für wahrhaftig halten und beschützen, damit ich euch Allahs Offenbarung erkläre.’ Hinter Muhammad stand ein sauber und listig aussehender Mann mit zwei Locken in einem Gewand aus Aden. Sobald Muhammad zu sprechen aufhörte, sagte er: ‚O ihr Söhne, dieser Mann fordert euch auf, Lat und Uzza und eure Verbündeten unter den Djinn von den Banu Malik ibn Ukaisch aufzugeben und euch von dem, was er erdichtet hat, irreführen zu lassen. Folgt ihm nicht und hört nicht auf ihn!’

Ich fragte meinen Vater: ‚Wer ist der Mann, der Muhammad folgt und seiner Rede widerspricht?’ Er antwortete: ‚Das ist sein Onkel Abu Lahab.’”

10.5 Der Anfang des Islam in Yathrib (ca. 620 n.Chr.)

Als Allah dem Islam zum Sieg verhelfen, seinen Propheten verherrlichen und sein Versprechen erfüllen wollte, ging Muhammad wie gewöhnlich zur Zeit des Pilgerfestes zu den Beduinenstämmen und stellte sich ihnen als Prophet vor. Auf der 'Aqaba6 begegnete er einer Anzahl Khazradjiten, durch die Allah Gutes bezweckte. Asim ibn Umar ibn Qatada hat mir von Scheichs seines Volkes erzählt: “Muhammad fragte die Khazradj, denen er begegnete: ‚Wer seid ihr?’ Sie antworteten: ‚Wir sind Khazradjiten.’ Da fragte Muhammad weiter: ‚Seid ihr die Freunde der Juden?’ Sie sagten: ‚Ja.’ Er lud sie ein, sich zu ihm zu setzen, trug ihnen die Lehre des Islam vor und rezitierte vor ihnen Suren aus dem Qur’an. Es gehört zu Allahs Werken, daß die Juden, die Männer der Schrift und der Gesetzeswissenschaft, die unter den Khazradj, den Götzendienern, wohnten, und von ihnen unterdrückt wurden, oft bei Streitigkeiten darauf hinwiesen, daß die Zeit nahe sei, in der ein neuer Prophet aufstehen werde. Sie drohten ihnen: ‚Wir werden ihm folgen und mit seiner Hilfe euch Götzendiener wie 'Aad und Iram vertilgen.’ Als nun Muhammad diese Leute aufforderte, an Allah zu glauben, sagte einer zum andern: Vielleicht ist dies der neue Prophet, mit welchem die Juden uns bedroht haben. Darum laßt uns ihm zuvorkommen!’ So kam es, daß sie Muhammad Gehör schenkten, an ihn glaubten und sich zum Islam bekehrten. Sie sagten auch zu Muhammad: ‚Wir stammen aus einem Volk, unter dem viel Bosheit und Feindschaft herrscht. Vielleicht wird Allah uns durch dich einig machen. Wir werden unsere Stammesgenossen zu dem Glauben auffordern, zu dem wir uns nun bekennen, und wenn Allah uns alle um dich vereint, so gibt es keinen stärkeren Mann mehr als dich.’ Hierauf kehrten sie als Gläubige in ihre Heimat zurück. Wie mir erzählt worden ist, waren es sechs Khazradjiten. Als diese Männer nach Medina kamen, sprachen sie mit ihren Stammesgenossen über Muhammad und forderten sie zum Islam auf. Bald war in jedem Haus von dem Gesandten Allahs die Rede.”

10.6 Von der ersten Zusammenkunft in al-'Aqaba (621 n. Chr.)

Im Jahr darauf kamen zwölf Ansar7 zum Pilgerfest. Sie begegneten Muhammad auf der Anhöhe. Dies nennt man die erste Zusammenkunft auf al-'Aqaba. Sie huldigten Muhammad nach der Weise der Frauen;8 denn der heilige Krieg war damals noch nicht vorgeschrieben.

Ubada ibn al-Samit hat mitgeteilt: “Ich zählte zu denen, die bei der ersten Zusammenkunft auf al-'Aqaba zugegen waren. Wir waren zwölf und huldigten Muhammad nach der Weise der Frauen, ehe der Krieg vorgeschrieben war. Wir verpflichteten uns, Allah keinen Genossen zu geben, nicht zu stehlen, keine Unzucht zu treiben, unsere Kinder nicht zu töten, nichts Falsches zu erdichten und Muhammad in allem Guten gehorsam zu sein. ,Erfüllt ihr dies,’ sagte er, ‚so kommt ihr ins Paradies. Übertretet ihr etwas davon, so ist es Allahs Sache, ob er euch straft oder verzeiht.‘“9

Ubada ibn al-Samit erzählt, Muhammad habe des weiteren bei der Huldigung gesagt: “Wenn ihr etwas übertretet und in dieser Welt dafür bestraft werdet, so ist dadurch die Sünde gesühnt. Bleibt die Sünde aber bis zum Tage der Auferstehung verborgen, so ist es Allahs Sache, euch zu strafen oder zu begnadigen.”10

Als die Leute wieder abreisten, ließ Muhammad Mus’ab ibn 'Umayr mit ihnen ziehen, um sie den Qur’an und den Islam zu lehren und sie im Glauben zu unterrichten. Mus’ab wurde in Medina “Lesemeister”11 genannt. Er wohnte bei Asad ibn Zurara. Mus’ab hat ihnen vorgebetet, weil die Aus und Khazradj12 es ablehnten, daß einer von ihnen den andern vorbete.

10.7 Die Bekehrung zweier Stammesfürsten in Yathrib

As’ad ibn Zurara begleitete Mus’ab ibn 'Umayr in das Lager der Banu Abd al-Aschhal und der Banu Zafar. So kamen sie auch in einen der Gärten der Banu Zafar und setzten sich an einen Brunnen, der Mark genannt wurde. Dort versammelten sich viele Gläubige um sie. Als Sa'd ibn Mu'adh und Usayd ibn Hudhair, welche die Herren ihres Volkes und noch Götzendiener waren, von den beiden hörten, sagte Sa'd zu Usayd: “Verflucht! Geh zu den beiden Männern, die zu uns gekommen sind, um unsere Schwachen zu betören. Weise sie ab und gestatte ihnen nicht, in unsere Wohnung zu kommen. Wäre As’ad nicht mit mir verwandt, wie du wohl weißt, ich würde dich mit diesem Auftrag verschonen. Aber er ist der Sohn meiner Tante, und ich kann ihm nicht entgegentreten.” Usayd nahm sein Schwert und ging auf die beiden zu.

Als As’ad ihn sah, flüsterte er zu Mus’ab: “Dieser Mann ist der Herr seines Stammes. Er kommt auf dich zu. Bleibe Allah treu!” Mus’ab erwiderte: “Wenn er sich setzt, werde ich mit ihm reden.” Usayd blieb vor ihnen stehen, schimpfte und rief: “Was bringt euch hierher, um unsere Schwachköpfe zu betören? Wenn euch euer Leben lieb ist, so verlaßt uns!” Mus’ab erwiderte: “Setze dich und höre mich an. Gefällt dir meine Rede, so nimm sie an, wenn nicht, so soll dir weiter nichts Unangenehmes zu Ohren kommen.” Usayd sagte: “Dein Vorschlag ist gut,” steckte sein Schwert in den Boden und setzte sich. Mus’ab sprach mit ihm vom Islam und las ihm aus dem Qur’an vor. Als Mus’ab geendet hatte, sagte Usayd: “Wie schön und lieblich sind diese Worte! Wie kann man dieser Religion beitreten?” Sie sagten: “Du mußt dich waschen13 und dich und deine Kleider reinigen. Dann mußt du das Bekenntnis des Islam ablegen und beten.”

Usayd tat, wie ihm geheißen worden war. Dann sagte er: “Außer mir gibt es noch einen Mann, wenn dieser euch folgt, dann bleibt kein einziger von seinem Volk zurück. Ich will ihn euch sogleich schicken. Es ist Sa'd ibn Mu'adh.” Er nahm sein Schwert und ging zu Sa'd. Dieser saß unter den Räten seines Volkes. Sobald Sa'd ihn kommen sah, rief er: “Ach schwöre bei Allah, Usayd hat jetzt ein anderes Gesicht, als bei seinem Weggehen.” Als er schließlich herangekommen war, sagte Sa'd: “Was hast du getan?” Er antwortete: “Ich habe mich mit den beiden Männern unterhalten und, bei Allah, nichts Schlimmes an ihnen gefunden. Ich habe ihnen verboten, länger zu verweilen, und sie haben sich meinem Verbote gefügt. Aber ich habe gehört, daß die Banu Haritha ausgezogen sind, um As’ad ibn Zurara zu töten. Sie wissen, daß er dein Vetter ist und wollen ihren Schutzvertrag mit dir brechen.”

Sa'd geriet hierüber in Zorn, sprang auf, riß das Schwert aus der Hand Usayds und rief: “Bei Allah, du hast nichts Gutes gestiftet!” Als er aber zu den beiden Männern kam und sie in Ruhe und Sicherheit fand, merkte er, daß Usayd ihn nur veranlassen wollte, die beiden anzuhören. Er begann zu schimpfen und sagte zu As’ad: “Bei Allah, wären wir beide nicht verwandt, du hättest es nicht gewagt, von uns so etwas zu verlangen. Bringst du uns in unser eigenes Haus, was wir für abscheulich halten?”

Mus’ab, den As’ad bereits darauf hingewiesen hatte, wie wichtig es sei, diesen führenden Mann für den Islam zu gewinnen, sagte zu Sa'd: “Setze dich und höre mich an! Findest du Wohlgefallen an dem, was ich dir sage, so nimm es an, wenn nicht, so befreien wir dich von dem, was dir unangenehm ist.”

Sa'd sagte: “Du hast recht.” Er steckte sein Schwert in den Boden und setzte sich. Mus’ab machte ihn nun mit dem Islam bekannt und las ihm aus dem Qur’an vor. Beide erzählten, sie hätten ihm den Islam angesehen, noch ehe er sprach; denn sein Gesicht sei freundlich und leuchtend.14 Er fragte dann, was man tun müsse, um diesem Glauben beizutreten. Sie ließen ihn dasselbe tun wie Usayd. Er nahm dann sein Schwert und ging mit Usayd wieder zu den Räten seines Volkes zurück. Sobald sie Sa'd kommen sahen, schworen sie bei Allah, er komme mit einem anderen Gesicht zurück als dem, mit dem er sie verlassen hatte. Als er vor seinen Räten stand, sagte er: “Ihr Söhne Abd al-Aschhals, welche Stellung nehme ich unter euch ein?” Sie antworteten: “Du bist unser Herr. Du bist der Zärtlichste, der Verständigste und der Beglückendste unter uns.” – “Nun,” sagte er, ich gelobe, kein Wort mehr mit euren Männern oder Frauen zu reden, bis ihr an Allah und seinen Gesandten glaubt!” So kam es, daß in dem Lager der Ba-nu al-Aschhal kein Mann und keine Frau übrig blieb, die sich nicht dem Islam zugewandt hätten.

Mus’ab kehrte dann mit As’ad in dessen Wohnung zurück und blieb bei ihm. Er predigte den Islam, bis kein Haus der Ansar übrig blieb, in welchem nicht gläubige Männer und Frauen waren. Eine Ausnahme bildeten nur die Banu Umaiyya ibn Zaid, Khat-ma, Wa'il und Wakif, die von Aus ibn Haritha abstammen. Unter ihnen lebte nämlich der Dichter Abu Qays ibn al-Aslat, der Saifi hieß und als ihr Führer galt, dem alle gehorchten. Er hielt sie vom Islam zurück. Doch nach der Auswanderung Muhammads aus Mekka und nach den Treffen (Schlachten) von Badr (624 n.Chr.), Uhud (625 n.Chr.) und Khandaq (627 n.Chr.) bekehrten auch sie sich zum Islam.

10.8 Von der zweiten Zusammenkunft in al-'Aqaba (622 n. Chr.)

Mus’ab ibn 'Umayr kehrte dann mit andern Männern aus Yathrib, teils Moslems, teils Ungläubigen, zum Pilgerfest nach Mekka zurück. Als Allah in seiner Gnade dem Propheten beistehen, den Islam und seine Bekenner verherrlichen und den Götzendienst und seine Anhänger demütigen wollte, verabredeten sie eine weitere Zusammenkunft mit Muhammad am mittleren Tag der Taschrik (am zweiten nach dem Feste). Abd Allah ibn Ka’b, einer der gelehrtesten Ansar, erzählte, sein Vater Ka’b, der selbst bei dieser Zusammenkunft auf al-'Aqaba dabei war und Muhammad dort huldigte, habe ihm gesagt: “Wir zogen mit anderen ungläubigen Pilgern unseres Volkes aus, beteten und unterrichteten uns in Glaubensfragen. Mit uns war al-Bara ibn Marur, unser Herr und Vorgesetzter. Als wir Yathrib verließen, um die Reise anzutreten, sagte al-Bara: ‚Ich habe einen Plan entworfen, weiß aber nicht, ob ihr ihn gutheißen werdet.’ Als wir fragten, was es sei, fuhr er fort: ‚Meine Meinung ist, wir sollten uns diesem Gebäude’ – er meinte die Ka'ba – beim Gebet zuwenden.’ Wir sagten: ‚Bei Allah, wir haben gehört, Muhammad wende sich beim Gebet nach Syrien.15 Wir werden ihm nicht zuwiderhandeln.’ Er entgegnete: ,Ich aber werde nach der Ka'ba hin beten.’ Wir beharrten jedoch bei unserer Ansicht und beteten nach Syrien gerichtet, während er, trotz unseres Tadels, bis zu unserer Ankunft in Mekka sich stets beim Gebet der Ka'ba zuwandte. Als wir nach Mekka kamen, sagte er zu mir: ‚Laß uns zu Muhammad gehen, um ihn zu fragen, denn durch euren Widerspruch sind mir einige Zweifel gekommen.‘ Wir fragten nun nach Muhammad, den wir zuvor nie gesehen hatten und darum auch nicht von Angesicht kannten. Ein Mekkaner, dem wir begegneten, fragte uns, ob wir 'Abbas kennen würden, und als wir diese Frage bejahten – 'Abbas war oft des Handels wegen nach Medina gekommen – antwortete er: ,Wenn ihr in die Anbetungsstätte kommt, so findet ihr Muhammad an der Seite seines Onkels 'Abbas sitzen.’

Wir gingen in das Heiligtum, setzten uns zu Muhammad und grüßten ihn. Er fragte 'Abbas, ob er diese beiden Männer kenne. Dieser antwortete: ‚Ja, der eine ist Bara ibn Marur, der Herr seines Volkes, und der andere ist Ka’b ibn Malik.’ – Bei Allah,’ er-zählt Ka’b weiter, ich vergesse nie, wie Muhammad dann fragte: ‚Ist er der Dichter? Und 'Abbas antwortete: ‚Ja.’

AI-Bara trug nun Muhammad seinen Streit mit seinen Gefährten wegen der Gebetsrichtung vor und fragte ihn nach seiner Ansicht. Muhammad antwortete: “Du hattest früher die rechte Richtung, wärest du nur dabei geblieben!”

AI-Bara nahm hierauf die Richtung Muhammads an und betete mit uns mit dem Gesicht gegen Syrien gewendet. Seine Familie behauptet zwar, er habe bis zu seinem Tode sich nach der Ka'ba gewendet; das ist aber nicht so; wir wissen es besser.

Ka’b erzählte dann weiter: “Wir gingen nun zum Pilgerfest und verabredeten mit Muhammad eine Zusammenkunft auf den zweiten Tag nach dem Fest. Abends vor dem zweiten Tag begaben wir uns zu unseren Leuten. Bei uns war auch Abd Allah ibn Amr, einer unserer Obersten. Diesem teilten wir uns mit, obgleich wir vor den anderen Ungläubigen unser Treffen geheimhielten: ‚Du bist einer unserer Herren und Edlen, o Abu Djabir! Wir möchten nicht, daß du so bleibst und dereinst Brennmaterial der Hölle werdest.’ Wir forderten ihn auf, zum Islam überzutreten und setzten ihn von unserer Zusammenkunft mit Muhammad in Kenntnis. Er nahm den Islam an, war mit uns auf al-'Aqaba und wurde einer unserer Vorgesetzten. Wir schliefen nun, bis ein Drittel der Nacht vorüber war. Dann verließen wir die Karawane und schlichen zur Schlucht bei al-'Aqaba. Wir waren 73 Männer und zwei Frauen, nämlich Nusayba, die Mutter Umaras, die Tochter Ka’bs, und Asma, die Mutter Manis. Als wir eine Weile in der Schlucht gewartet hatten, kam Muhammad mit seinem Onkel al-'Abbas, der zwar damals noch Heide war, aber doch dabei sein wollte, um für seinen Neffen ein rechtsgültiges Bündnis zu schließen. Als sich alle gesetzt hatten, ergriff 'Abbas das Wort. Er sagte: ‚Ihr Khazradjiten wißt, daß Muhammad zu uns gehört. Wir haben ihn gegen diejenigen im Volk geschützt, die meine Ansicht über ihn teilen. Er lebt in Kraft unter seinem Volke und in Schutz in seiner Heimat. Dessenungeachtet möchte er sich zu euch begeben16 und sich euch anschließen. Glaubt ihr, daß ihr erfüllen könnt, was ihr ihm versprecht und daß ihr ihn gegen seine Feinde beschützen werdet, so übernehmt die Bürde, die ihr euch aufgeladen habt. Glaubt ihr aber, daß ihr ihn täuschen und ausliefern werdet, so laßt ihn hier; denn er ist in seiner Heimat stark und geschützt.’

Wir antworteten: ,Wir haben deine Worte vernommen. Muhammad mag sagen, wozu wir uns ihm und Allah gegenüber verpflichten sollen.’ Muhammad hielt eine Rede an uns, rief uns zu Allah auf, rezitierte Suren aus dem Qur’an und erweckte in uns die Liebe zum Islam. Dann sagte er: ‚Schwört mir, daß ihr mich vor allem bewahren werdet, wovor ihr auch eure Frauen und Kinder bewahrt!’ Al-Bara ibn Marur ergriff seine Hand und sagte: ‚Jawohl, bei dem, der dich als Propheten mit der Wahrheit gesandt hat, wir werden dich wie unsere eigenen Leiber beschützen. Empfange unsere Huldigung, o Gesandter Allahs! Bei Allah, wir sind Söhne des Krieges und Männer der Waffen, die wir von unseren Vorfahren geerbt haben.’

Während al-Bara sprach, unterbrach ihn Abu al-Haitham ibn al-Tihan und sagte: ‚Gesandter Allahs, es bestehen Bande zwischen uns und anderen’ – er meinte damit die Juden – ,die wir nun zerreißen werden. Tun wir dies und Allah verschafft dir Sieg, wirst du uns dann verlassen und in deine Heimat zurückkehren?’ Muhammad antwortete: ,Euer Blut ist mein Blut. Was ihr vergießt, vergieße auch ich. Ihr gehört zu mir und ich zu euch. Ich bekriege, wen ihr bekriegt, und schließe Frieden, mit wem ihr Frieden schließt.‘“

Ka’b erzählt ferner: “Muhammad habe sie aufgefordert, ihm zwölf Vorgesetzte17 zu benennen, die ihre Angelegenheiten leiten sollten. Sie wählten neun Khazradjiten und drei Ausiten.”

Abd Allah ibn Abi Bakr hat mir erzählt, Muhammad habe zu den Häuptern gesagt: “Ihr seid die Sachwalter eures Volkes, wie es die Jünger Christi waren, und ich bin der Sachwalter meines Volkes.”18

Als die Leute sich vereinigten, Muhammad zu huldigen, sagte al-'Abbas ibn Ubada ibn Nadhla al-Ansari: “Wißt ihr auch, ihr Khazradjiten, womit oder worauf ihr diesem Mann huldigt?” Sie antworteten: “Ja!” – “Ihr verpflichtet euch,” fuhr er fort, “alle Stämme zu bekriegen. Glaubt ihr, daß, wenn eure Güter zugrunde gehen und eure Edlen getötet werden, ihr ihn ausliefert, so ladet ihr euch Schmach in diesem und jenem Leben auf. Glaubt ihr aber, daß ihr bei dem, wozu er euch aufgerufen hat, beharren werdet, wenn auch euer Gut und das Leben eurer Edlen verlorengeht, so nehmt ihn auf, es wird euch in diesem und jenem Leben Glück bringen.” Sie sagten: “Wir nehmen ihn auf, mag auch unser Gut zugrunde gehen und mögen unsere besten Männer getötet werden!”19 Sie fragten dann Muhammad, welchen Lohn sie für ihre Treue erhalten würden. Er antwortete: “Das Paradies.” Da riefen sie: “Strecke deine Hand aus!” Er streckte seine Hand aus, und sie huldigten ihm.

Allen voran hatte al-Bara ibn Marur Muhammads Hand zur Huldigung ergriffen. Nach der Huldigung schrie der Teufel mit durchdringender Stimme vom Gipfel al-'Aqaba herunter: “O ihr Bewohner der Djabadjib (des Lagers) – diese Ortschaft liegt bei Mina – wollt ihr den Tadelnswerten und die Abtrünnigen mit ihm zusammen aufnehmen? Schon haben sie sich vereinigt, um euch zu bekriegen.” Da entgegnete Muhammad: “Dies ist der Satan der Anhöhe, es ist der Sohn des Azjabs. Hörst du, Feind Allahs? Aber bei Allah, ich werde mit dir fertig!” Muhammad forderte sie dann auf, wieder zu ihrer Karawane zurückzukehren. AI-'Abbas ibn Ubada sagte hierauf: “Bei Allah, der dich mit der Wahrheit gesandt hat: wenn du willst, so fallen wir morgen mit unseren Schwertern über die Leute in Mina her.” Muhammad antwortete: “Das ist uns nicht vorgeschrieben. Kehrt zu eurer Karawane zurück!” Sie kehrten zurück und schliefen in ihrem Lager bis zum Morgen.

10.9 Wie die Quraisch zu den Ansar kamen

Am folgenden Morgen, so erzählt Ka’b ibn Malik weiter, kamen die angesehensten Männer der Quraisch zu uns und sagten: “Wir haben gehört, ihr Khazradjiten seid zu dem Mann aus unserer Stadt gekommen, wollt ihn von uns wegnehmen und ihm schwören, uns zu bekriegen. Bei Allah, gegen keinen arabischen Stamm möchten wir weniger gern Krieg führen als gegen euch.” Da erhoben sich mehrere Ungläubige aus unserem Stamm und schworen bei Allah, daß dem nicht so sei, daß sie nichts davon wüßten. – Sie haben wahr gesprochen, denn sie wußten in der Tat nichts davon. – Wir aber sahen einer den andern an. Dann standen die Leute auf. Unter ihnen war al-Harith ibn Hischam, welcher ein Paar neue Sandalen trug. Ich sagte, als wollte ich den Leuten in dem, was sie behaupteten, beistimmen: “O Abu Djabir, du bist doch einer unserer Herren, warum trägst du nicht auch Sandalen, wie jener Quraischite?” AI-Harith hörte diese Worte, zog alsbald seine Sandalen aus, warf sie mir zu und sag-te: “Bei Allah, du ziehst sie an.” Da sagte Abu Djabir: “Laß ab! Bei Allah, du hast den Mann beschämt, gib ihm seine Sandalen zurück.” Ich erwiderte: “Bei Allah, ich gebe sie ihm nicht zurück. Es ist, bei Allah, ein rechtes Omen; wenn das Omen wahr ist, so werde ich ihm einst sein Gut abnehmen.”

10.10 Wie Sa'd gefangen und befreit wurde

Die Pilger brachen von Mina auf, und die Leute forschten der Begebenheit nach und fanden, daß es so war. Sie zogen daher aus, um die Karawane aus Yathrib aufzusuchen und holten die beiden Häupter Sa'd ibn Ubada und Mundhir ibn Amr in Adsakhir20 ein. Mundhir konnte allerdings nicht ergriffen werden, aber Sa'd wurde festgenommen. Man band ihm mit einem Kamelriemen die Hände auf den Rücken, führte ihn nach Mekka, schlug ihn und zerrte an seinem starken Haar. Während ich so in ihren Händen war,” erzählt Sa'd, “kam eine Anzahl Quraischiten herbei. Unter ihnen war ein weißer, schlanker, zierlicher und anmutiger Mann. Ich dachte, wenn von einem dieser Leute etwas Gutes zu erwarten ist, dann von diesem.

Als er mir aber näher kam, erhob er seine Hand und versetzte mir einen heftigen Schlag. Ich dachte, bei Allah, nun ist nichts Gutes mehr von ihnen zu hoffen. Ich bin in ihrer Gewalt, sie werden mich mißhandeln. Einer der Männer hatte jedoch Mitleid mit mir und fragte: Besteht keine Schutzverpflichtung oder ein Bündnis zwischen dir und einem Quraischiten?’ Ich antwortete: ,Wohl habe ich einst in meiner Heimat die Leute, die für Djubair ibn Mut’im ibn Adi Handel trieben, beschützt und gegen diejenigen verteidigt, die ihnen Gewalt antun wollten; desgleichen die Leute des Harith ibn Harb ibn Umaiyya.‘ Da sagte er: ,So nenne diese beiden Männer und erzähle, was zwischen dir und ihnen vorgefallen ist.’ Ich tat dies, und der Mann ging alsbald zu den beiden Männern, welche im Heiligtum bei der Ka'ba saßen, und sagte: ,Ein Mann von den Khazradj wird im Tal geschlagen. Er hat euch angerufen und gesagt, es bestehe ein Schutzverhältnis zwischen euch und ihm.’ Sie fragten: ‚Wie heißt der Mann?’ Er antwortete: ‚Sa'd ibn Ubada.’ Sie sagten: ‚Er hat wahr gesprochen. Bei Allah, er hat unsere Kaufleute in seiner Heimat vor Gewalt beschützt.’ Sie kamen herbei und befreiten Sa'd, und er zog weiter. Der Mann, welcher Sa'd geschlagen hatte, war Suhail ibn Amr, einer der Banu Amir ibn Lu'ayy.”

10.11 Die Geschichte eines Götzen

Als sie nach Yathrib kamen, bekannten sie sich offen zum Islam. Doch waren unter ihren Stämmen noch einige Scheichs übrig, die in ihrer Abgötterei verharrten. Unter ihnen war 'Amr ibn al-Djamuh ibn Zaid ibn Haram, dessen Sohn Sa'd auf al-'Aqaba Muhammad gehuldigt hatte. Amr war einer der ersten und angesehensten unter den Banu Salama. Er hatte in seinem Haus einen Götzen aus Holz namens Manat21, den er, wie es andere vornehme Leute zu tun pflegten, als Gott verehrte und regelmäßig putzte und reinigte. Als nun mehrere junge Männer von den Banu Salama, darunter sein Sohn Mu'adh und Mu'adh ibn Djabal, sich zum Islam bekehrt hatten, schleppten sie in der Nacht Amrs Götzen fort und warfen ihn mit dem Kopf vornüber in eine Abfallgrube der Banu Salama. Als Amr des Morgens aufstand, rief er: “Wehe euch! Wer ist heute nacht über unsern Gott gekommen?” Er machte sich dann auf und suchte ihn. Als er ihn fand, wusch er ihn, reinigte ihn und rieb ihn mit wohlriechenden Salben ein. Dann sagte er: “Bei Allah, wenn ich wüßte, wer dies getan hat, ich würde ihn zuschanden machen.” In der folgenden Nacht wiederholten die Gläubigen dasselbe mit dem Götzen, und Amr reinigte ihn wieder. Als sich dieser Vorgang aber mehrmals wiederholte, nahm Amr ein Schwert und hing es dem Götzen um den Hals. Nachdem er ihn erneut gereinigt hatte, sagte er: “Bei Allah, ich weiß nicht, wer so übel mit dir verfährt. Bist du etwas wert, so verteidige dich selbst! Hier hast du ein Schwert!” Als Amr in der folgenden Nacht schlief, kamen die Gläubigen wieder, nahmen dem Götzen das Schwert vom Hals, banden ihm statt dessen einen toten Hund mit einem Strick um und warfen ihn in einen Brunnen der Banu Salama, in dem sich Unrat befand. Als Amr ihn am folgenden Morgen in solchem Zustand fand, ließ er sich von den Gläubigen seines Volkes bereden, den Islam anzunehmen, und er wurde durch Allahs Gnade ein guter Moslem.

Nach seiner Bekehrung dichtete er folgende Verse:

Bei Allah, wärest du ein Gott, so lägest du nicht mit einem toten Hund am Hals mitten in einer Grube. Pfui über den, der dir wie einem Gott dient. Wir haben dich jetzt entlarvt und werden nicht länger mehr getäuscht. Preis dem erhabenen Herrn, dem Gnadenspender, dem Versorger, dem Richter des Glaubens. Er hat mich erlöst, ehe ich dem Dunkel des Grabes verpfändet wurde.

 

10.12 Der Schwur auf der Anhöhe

Als Allah Muhammad erlaubt hatte, gegen die Ungläubigen Krieg zu führen, verband er die letzte Huldigung mit der Verpflichtung, für ihn zu kämpfen. Das war bei der ersten Huldigung nicht der Fall gewesen, weil Allah damals den Krieg noch nicht erlaubt hatte. Bei der letzten Huldigung mußten sie schwören, die Schwarzen und die Roten22 zu bekriegen und für ihn und den Herrn zu kämpfen. Als Lohn für ihre Treue wurde ihnen das Paradies verheißen. Ubada ibn al-Samit, einer der zwölf Häupter, sagte: “Wir haben Muhammad den Kriegseid geleistet.”

Ubada war einer der Zwölf gewesen, die sich bei der ersten Huldigung auf der Anhöhe eingefunden hatten. Diese geschah nach der Weise der Frauen. Die schworen Muhammad Gehorsam und Verehrung in Not und Wohlstand, in Freud und Leid; niemandem streitig zu machen, was ihm gehört; überall die Wahrheit im Namen Allahs zu sagen und keinen Tadel zu fürchten.

10.13 Muhammad erhält den Befehl, Krieg zu führen

Vor der zweiten Huldigung auf al-'Aqaba hatte Muhammad von Allah keine Erlaubnis erhalten, Krieg zu führen und Blut zu vergießen. Er sollte nur zu Allah aufrufen, alle Beleidigungen mit Geduld ertragen und den Unwissenden verzeihen. Die Quraischiten mißhandelten seine Anhänger, um sie von ihrem Glauben abzubringen, und verbannten sie aus ihrer Heimat. Sie wurden entweder vom Glauben abtrünnig oder von ihnen gepeinigt und genötigt, nach Abessinien, nach Yathrib oder in andere Länder zu fliehen. Als nun die Quraischiten sich von Allah abwandten, also die von Allah ihnen zugedachte Gnade zurückwiesen, den Propheten einen Lügner nannten und die, welche Allah allein anbeteten und an Muhammad glaubten, peinigten und verbannten, da erlaubte Allah Muhammad Krieg zu führen23 und sich gegen die, welche den Seinigen Gewalt antaten, zu verteidigen. Wie mir von 'Urwa ibn Zubair und anderen berichtet worden ist, waren folgende Verse die ersten, in denen ihm der Krieg gegen die, welche gegen die Gläubigen Gewalt gebrauchten, erlaubt wurde: “Es ist denen, welchen Gewalt angetan wird, erlaubt zu kämpfen. Allah hat die Macht, ihnen Sieg zu verschaffen” (Sure al-Hajj 22,39), das heißt, ich habe ihnen erlaubt, Krieg zu führen, weil ihnen Unrecht24 angetan worden ist und sie nichts anderes getan haben, als Allah anzubeten, das Gebet zu verrichten, Almosen zu geben, Gutes zu empfehlen und vom Schlechten abzuhalten. Nachher wurde geoffenbart: “Bekämpft sie, bis keine Verführung (zum Abfall vom Islam) mehr stattfindet ...”25 (Sure al-Baqara 2,193), das heißt, bis die Moslems nicht mehr von ihrem Glauben abtrünnig gemacht werden “... und der Glaube allein Allah dargebracht wird” (Sure al-Anfal 8,39).

Als Muhammad die Erlaubnis erhielt, Krieg zu führen und der Stamm der Hilfsgenossen ihm schwor, den Islam anzunehmen und ihm und seinen gläubigen Anhängern beizustehen, befahl er seinen Gefährten, sowohl denen, die schon ausgewandert waren als auch denen, die bei ihm in Mekka geblieben waren, sich nach Yathrib zu begeben und sich dort ihren Brüdern von den Ansar anzuschließen. Er sagte: “Allah hat euch Brüder26 und einen sicheren Aufenthaltsort gegeben.” Sie zogen nun truppenweise ab. Muhammad selbst blieb aber noch in Mekka und wartete, bis ihm Allah erlauben werde, auch nach Yathrib auszuwandern.

10.14 Die Auswanderung der letzten Gefährten (622 n.Chr.)

Mit den letzten wanderte auch Umar ibn al-Khattab aus und Ai-jasch ibn Abi Rabi'a, der Makhzumite. Abd Allah ibn Umar berichtet, sein Vater habe ihm erzählt:

“Als wir auswandern wollten, verabredeten wir – Aijasch ibn Abi Rabi'a, Hischam ibn al-'As und ich – uns in Tanadhib an einem der Teiche der Banu Ghifar, oberhalb Sarif, zu treffen. Für den Fall, daß einer von uns ausbleiben sollte, machten wir untereinander aus, ohne ihn die Reise anzutreten. Aijasch und ich trafen in Tanadhib ein, Hischam wurde zurückgehalten und zum Abfall vom Islam gebracht. Als wir nach Yathrib kamen, stiegen wir bei den Banu Amr ibn Auf in Kuba ab.

Abu Djahl ibn Hischam und al-Harith ibn Hischam, die Vettern und Brüder Aijaschs mütterlicherseits, kamen dann, als Muhammad noch in Mekka war, nach Yathrib und sagten zu Aijasch, seine Mutter habe ein Gelübde getan, keinen Kamm auf ihren Kopf zu bringen und keinen Schutz gegen die Sonne zu suchen, bis sie ihn wiedersehe. Er möge daher Mitleid mit ihr haben. Ich sagte ihm: ‚O Aijasch, bei Allah, die Leute wollen dich nur von deinem Glauben abtrünnig machen. Sei auf der Hut! Wenn deine Mutter von Ungeziefer geplagt wird, so wird sie sich schon kämmen, und wenn die Hitze Mekkas sie plagt, wird sie Schatten aufsuchen.’ Aijasch sagte: ‚Ich will nur verhüten, daß meine Mutter ihren Eid bricht und auch das Geld mitnimmt, das ich noch in Mekka habe.’ Ich erwiderte: ,Du weißt, daß ich einer der reichsten Quraischiten bin. Ich gebe dir die Hälfte meines Vermögens, geh nicht mit ihnen!’ Als aber Aijasch darauf bestand, nach Mekka zurückzukehren, sagte ich: ‚Wenn du schon dich nicht abhalten läßt, so nimm wenigstens mein Kamel und setze dich darauf, es ist ein edles, folgsames Tier. Schöpfst du Verdacht gegen die Leute, so rette dich auf ihm!’ Aijasch reiste mit ihnen auf Umars Kamel ab. Unterwegs sagte Abu Djahl: ,Bei Allah, mein Vetter, ich finde, daß mein Kamel einen so schweren Gang hat, daß ich gern hinter dir auf dem deinigen sitzen würde.’ Aijasch gestattete es ihm und ließ sein Kamel niederknien. Die anderen taten das gleiche, um Abu Djahl auf Umars Kamel zu bringen. Als sie aber abgestiegen waren, fielen sie über Aijasch her, fesselten ihn, führten ihn nach Mekka und nötigten ihn, vom Islam abzufallen. Sie brachten ihn bei hellem Tage gefesselt nach Mekka und sagten: ‚O ihr Bewohner Mekkas, verfahrt mit euren Toren, wie wir mit dem unsrigen hier verfahren sind!‘“

Umar soll später folgendes erzählt haben: “Allah nimmt von dem, der vom Islam abfällt, keine Gegenleistung, keine Sühne und keine Buße an, auch nicht von solchen, die Allah erkannt haben und wegen eines Unglücks, das sie getroffen hat, wieder zum Unglauben zurückkehren.”27 Die Abtrünnigen mußten sich dies selbst auch sagen.

Als Umar mit seiner Familie und seinen Stammesgenossen nach Medina kam, stieg er bei Rifa’a ibn Abd al-Mundhsir in Kuba ab.

Mit ihm waren: sein Bruder Zaid, ferner Amr und Abd Allah, die Söhne des Suraqa und Khunais ibn Khudhafa, der Sahmite, der Gatte seiner Tochter Hafsa, die später Muhammad heiratete, Sa'id ibn Zaid ibn Amr, Waqid ibn Abd Allah, der Tamimite, ein Schutzgenosse, Khawla und Malik, die Söhne des Abi Khawla, auch Schutzgenossen, und die vier Söhne des Bukair: ljas, 'Aqil, Amir und Khalid, ihre Schutzgenossen, von den Banu Sa'd ibn Laith. Auch Aijasch war mit Umar bei Rifa abgestiegen, als er nach Yathrib kam.

Ihnen folgten weitere Auswanderer: Talha ibn 'Ubaid Allah ibn Uthman und Suhaib ibn Sinan stiegen bei Khubaib ibn ‘Isaf, ei-nem Bruder der Banu al-Harith ibn Khazradj, in Sunh ab. Nach anderen stieg Talha bei As’ad ibn Zurara, einem Bruder der Ba-nu al-Nadjdjar, ab.

Als Suhaib auswandern wollte, sagten ihm die Ungläubigen Mekkas: “Du bist als armer Bettler zu uns gekommen und bei uns reich geworden und hast mancherlei erworben. Und jetzt willst du mit deinem Vermögen von uns wegziehen? Bei Allah, das darf nicht sein!”

Da sagte Suhaib: “Wollt ihr mich ziehen lassen, wenn ich euch mein Vermögen überlasse?” Sie sagten: “Ja.” Da schenkte er ihnen, was er besaß. Als Muhammad dies hörte, sagte er: “Suhaib hat einen guten Handel gemacht! Suhaib hat gewonnen!”

Muhammad blieb in Mekka, nachdem seine Gefährten schon ausgewandert waren, bis Allah ihm die Erlaubnis zur Auswanderung gab. Außer denen, welche mit Gewalt zurückgehalten wurden oder wieder abtrünnig gemacht worden waren, blieben nur Ali und Abu Bakr bei ihm in Mekka. Dieser bat häufig um die Erlaubnis auszuwandern. Muhammad sagte ihm aber: “Eile nicht, vielleicht gibt dir Allah einen Gefährten.” Und jener hoffte, Muhammad werde dieser Gefährte sein.

10.15 Die Häupter der Quraisch beschließen den Tod Muhammads

Die Quraisch erkannten bald, daß Muhammad Anhänger außerhalb ihres Stammes in fremdem Gebiet gewonnen hatte. Bei diesen fanden seine Freunde, die ausgewandert waren, Schutz und Zuflucht. Nun fürchteten sie, Muhammad könnte sich zu ihnen begeben und Krieg gegen sie führen. Sie kamen daher im Rathaus, im Hause des Qusai ibn Kilab, zusammen, in dem alle Beschlüsse gefaßt wurden, und berieten, was zu tun sei; denn sie begannen sich nun vor Muhammad zu fürchten.28

Die Quraisch kamen am festgesetzten Tag zur Beratung über Muhammad zusammen. Dieser Tag hieß Tag der Zahma (Beschwerlichkeit). Da kam lblis (der Teufel) in der Gestalt eines alten Mannes in einem abgetragenen Oberkleid herbei und stellte sich an die Tür des Rathauses. Als die Quraisch fragten, wer er sei, antwortete er: “Ein alter Mann aus Nadjd, der erfahren hat, was ihr verabreden wollt und jetzt hier erschienen ist, um eure Worte zu vernehmen und euch vielleicht wohlgemeinten Rat erteilen kann.” Sie sagten “gut” und ließen ihn eintreten.

Hier waren die edelsten Quraisch vereinigt. Einer sagte zum anderen: “Ihr habt gesehen, wohin die Sache dieses Mannes gelangt ist. Bei Allah, wir sind nicht sicher, daß er nicht mit seinen Anhängern aus fremden Stämmen uns überfallen wird. Darum einigt euch auf eine Maßnahme gegen ihn!” Nach einiger Beratung sagte einer: “Werft ihn in Ketten und sperrt ihn ein. Dann wartet, bis es ihm ergeht wie andern (vorislamischen) Dichtern vor ihm, Nabigha, Zuhair und anderen, die in ähnlicher Weise umgekommen sind.” Darauf sagte der Greis aus Nadjd: “Das ist kein guter Rat. Bei Allah, wenn ihr ihn einsperrt, so wird die Sache durch die Tür, hinter weicher ihr ihn eingeschlossen habt, zu seinen Gefährten gelangen. Sie könnten euch leicht überfallen und ihn aus euren Händen befreien, dann durch ihn an Zahl zunehmen und euch überwinden. Darum schafft einen besseren Rat!”

Nach abermaliger Beratung sagte einer: “Wir wollen ihn aus unserer Mitte verstoßen29 und aus unserem Lande verbannen. Ist er ferne von uns, so mag er hingehen, wo er will, wir aber haben Ruhe vor ihm und ordnen unsere Angelegenheiten und stellen die Eintracht wieder her.” Der Alte aus Nadjd aber entgegnete: “Auch dieser Rat taugt nichts. Habt ihr nicht seine schönen Reden und seine süße Sprache vernommen und gesehen, wie er damit die Herzen der Männer gewinnt? Bei Allah, tut ihr dies, so stehe ich nicht dafür, daß er nicht bei einem Beduinenstamm sich niederläßt und ihn durch seine Reden gewinnt, bis er ihm folgt. Dann zieht er gegen euch und bezwingt euch, nimmt euch die Herrschaft ab und verfährt mit euch, wie es ihm gut dünkt. Drum schafft einen anderen Rat!”

Da sagte Abu Djahl: “Bei Allah, mir fällt etwas ein, auf das noch keiner von euch gekommen ist.” Als sie fragten, was es wäre, sagte er: “Meine Ansicht ist, daß wir aus jedem Stamm einen jungen, kräftigen, angesehenen Mann von guter Familie wählen und jedem ein scharfes Schwert übergeben. Sie sollen wie ein Mann über ihn herfallen und ihn erschlagen.30 Dann haben wir Ruhe vor ihm. Tun sie dies, so ist sein Blut auf sämtliche Stämme verteilt. Die Söhne Abd al-Dars können nicht ihr ganzes Volk bekriegen. Sie werden sich mit einem Sühnegeld zufriedengeben, das wir ihnen bezahlen wollen.” Da sagte der Greis aus Nadjd: “Der Rat dieses Mannes ist der einzige gute Rat.” Die Versammlung war damit einverstanden und ging auseinander.

10.16 Muhammad verläßt seine Wohnung (622 n.Chr.)

Da kam Gabriel zu Muhammad und sagte: “Bringe diese Nacht nicht in dem Bett zu, in dem du gewöhnlich schläfst.” Als ein Drittel der Nacht vorüber war, sammelten sich die Quraisch vor seiner Tür und warteten, bis er eingeschlafen wäre, um über ihn herzufallen.

Als Muhammad dies bemerkte, sagte er zu Ali: “Schlafe auf meinem Bett und hülle dich in meinen grünen Obermantel aus Hadramaut31” – in diesem pflegte Muhammad zu schlafen – “sie werden dir nichts zuleide tun.”32

Jazid ibn Ziyad hat mir von Muhammad ibn Ka’b aus dem Stamme Quraiza berichtet: “Als die Quraisch vor Muhammads Tür standen, sagte Abu Djahl, der sich auch unter ihnen befand: ,Muhammad glaubt, daß, wenn ihr ihm folgt, ihr Herren der Araber und der anderen – der “übrigen” Welt33 – werdet, daß ihr nach dem Tode wieder aufersteht und Gärten bekommt, wie die am Jordanfluß. Wenn ihr ihm aber nicht folgt, so wird er euch niedermachen. Nach eurem Tode werdet ihr aber auferweckt und in der Hölle verbrannt.’ Da trat Muhammad heraus, nahm eine Handvoll Erde, streute sie über ihr Haupt und sagte zu Abu Djahl: ‚Ja, dies habe ich gesagt, und du bist einer der Letzteren.‘ Allah nahm ihnen allen die Sehkraft, so daß sie Muhammad nicht erkannten (Sure Ya-sin 36,9).

Schließlich kam jemand, der nicht zu ihnen gehörte und fragte sie, auf wen sie warteten. Sie antworteten: ‚Auf Muhammad.’ Da sagte jener: Allah möge euch enttäuschen! Muhammad ist längst zu euch herausgekommen, hat euch allen Erde auf das Haupt gestreut und ist seines Weges gegangen. Seht ihr nicht, was auf euch liegt?’ Da griff jeder nach seinem Haupt und fand Erde darauf. Sie betraten dann das Haus, fanden Ali auf dem Bett in Muhammads Mantel gehüllt und sagten: ‚Bei Allah, hier schläft Muhammad in seinen Mantel gehüllt,’ und sie blieben in dieser Meinung bis zum Morgen. Als Ali endlich vom Bett aufstand, sagten sie: ‚Der Mann, der uns ansprach, hat doch die Wahrheit gesagt!’

Hierauf erlaubte Allah Muhammad die Auswanderung.34 Abu Bakr, der ein reicher Mann war, hatte sich zwei Kamele gekauft, die er in seinem Hause fütterte, um sie für diesen Ernstfall bereitzuhalten.


Footnotes
1 Ta'if ist eine Stadt am großen Grabenbruch und liegt einem Adlernest gleich hoch über Mekka (etwa 2000 Meter über dem Meeresspiegel).
2 Yunus Ibn Matta ist der arabische Name für den Propheten Jona.
3 Sure aI-Ahqaf 46,29-32. – Was ist das für ein Gott, der seinem Propheten Dämonen als Gehilfen zuleitet. Das war nicht der wahre Gott, der dies tat!
4 Sure al-Djinn 72,1-15: Die Djinngeister bezeichnen sich im Qur’an als Moslems. Sie besaßen nicht das Recht, den Himmel zu betreten und mußten draußen bleiben. Sie versicherten jedoch Muhammad, daß sie ihm helfen würden, den Islam auszubreiten und die Menschen in ihren Einflußbereichen aufzufordern, den Islam anzunehmen. Moslems sind nach dem Qur’an nicht nur Menschen, sondern auch Geister, die mithelfen, den Islam auszubreiten. Die Öffnung der Stadt Yathrib (Medina) könnte als eine Folgewirkung für die Begegnung Muhammads mit den Djinn angesehen werden.
5 Tal im Osten von Mekka.
6 Al-'Aqaba ist der Name eines Hügels außerhalb Mekkas.
7 Ansar (wörtlich: “die Helfer”) sind gläubige Moslems aus Medina, die der Sache Allahs zum Sieg verhelfen. Sie stammten aus den Stämmen der Aus und Khazradj.
8  Die Huldigung nach der Weise der Frauen bedeutet: Sie verpflichteten sich, Allah keinen Teilhaber zur Seite zu stellen, waren aber zu keinem Kriegsdienst verpflichtet.
9  Jesus hat von Gott die Vollmacht erhalten, den Menschen auf Erden die Sünden zu vergeben (Matthäus 9,6). Jesus gab seinen Jüngern diese Vollmacht weiter, geleitet vom Heiligen Geist Sünden zu vergeben (Johannes 20, 21-23). Muhammad hatte keine Vollmacht, Sünden zu vergeben. Er hatte für sich selbst keine Gewißheit der Sündenvergebung. So hat auch kein Moslem eine Gewißheit, ob ihm seine Sünden vergeben worden sind. Nur bei Jesus und durch das Wort seiner Jünger gibt es volle Vergebung aller Sünden. Wer ihm vertraut, wird gerettet.
10  Der Islam ist weitgehend auf Werkgerechtigkeit aufgebaut.
11  Er war von Muhammad beauftragt worden den neugewonnenen Moslems das Lesen, Auswendiglernen und Rezitieren des Qur’ans beizu-bringen.
12  Die Stämme Aus und Khazradj waren zwei verfeindete, seßhaft gewordene Beduinenstämme, die von der jüdischen Oberschicht in der Stadt Yathrib beherrscht und gegeneinander ausgespielt wurden.
13 Die Waschungen vor jedem Gebet zeigen immer wieder das tiefe Bedürfnis nach Reinigung im Islam. Aber Wasser reinigt nur das Äußere. Das Innere, Herz und Gewissen, bleibt im Islam unrein.
14 Begeisterung und Eifer wirken auch im Islam ansteckend.
15  Die Gebetsrichtung nach Syrien weist daraufhin, daß Muhammad zu Beginn seines Wirkens sich in Richtung Jerusalem niederwarf. Er leitete alle Moslems an, in derselben Richtung wie die Juden zu beten und hoffte durch diese Anpassung, die Juden in seiner Stadt für sich und den Islam zu gewinnen.
16 Nachdem Khadija und Abu Talib gestorben waren und Muhammad nirgendwoher einen zuverlässigen Schutz hatte, bereitete er seine Auswanderung systematisch vor. Er floh nicht ohne Sicherung, sondern plante und bereitete durch Verträge mit den verantwortlichen Moslems in Yathrib die Auswanderung der Moslems aus Mekka vor. Die Verträge sollten auf der Basis der rechtlichen Bindung einer Blutsbrüderschaft stattfinden.
17 Die Zahl 12 entsprach den zwölf Stämmen lsraels und den zwölf Jüngern Christi. Muhammad schloß seinen Bund nicht mit den Moslems zu Mekka, sondern nur mit den Helfern aus Medina. Seine Bünde waren Schutzbünde zwischen Menschen – ohne Gott als Bundespartner. Sie hatten keinen Versöhnungscharakter und keinen Ewigkeitswert. Als Jesus den neuen Bund mit seinen 11 Aposteln schloß – der zwölfte war weggegangen, um ihn zu verraten – nahm er unter den Zeichen des Brotes und des Weines Wohnung in seinen Jüngern, reinigte und heiligte sie und machte sie zu königlichen Priestern, die seiner Gemeinde dienen sollten (Matthäus 26,26-29; 1. Petrus 2,9-10; Offenbarung 1,5-6). Der Neue Bund, den Jesus stiftete, hatte kein politisches Reich zum Ziel, das mit Steuern und Waffen erkämpft wurde. Jesus beabsichtigte ein geistliches Reich, das auf Wahrheit und Liebe, Freude und Friede, Selbstverleugnung und Opfer aufgebaut ist. Der Bund Muhammads mit den zwölf Führern von Medina lieferte die Basis für sein späteres politisches Wirken und für die kriegerische Ausbreitung des Islam.
18 Muhammad bezeichnete die Moslems als sein Volk, nachdem die Bewohner Mekkas ihn verworfen hatten.
19 Mit diesen Verordnungen war der Heilige Krieg und die Bereitschaft zum Martyrium vorprogrammiert. Muhammad versprach ihnen im Falle des Todes die Entrückung ins Paradies mit allen seinen materiellen Freuden. Nur die im Heiligen Krieg Gefallenen gelten im Islam als gerechtfertigt, während alle anderen Moslems in einem Zwischenzustand auf den Tag des Gerichtes warten.
20 Ein Vorort Mekkas.
21 Al-Manat war der Name einer Göttin in einem Heiligtum der Aus und Khazradj. Es lag an der Küste in einer Ortschaft namens Qudaif nahe dem Berg Muschallal. Al-Manat war eines der drei wichtigsten Idole der vorislamischen Araber neben al-Lat und al-'Uzza, die zusammen in der Ka'ba verehrt wurden.
22  “Die Schwarzen und die Roten” war ein Ausdruck (per merismum) für alle Arten von Menschen, womit Muhammad wahrscheinlich alle Beduinen und die seßhaften Stämme gemeint hat.
23 Mit der Übersiedlung Muhammads nach Medina begann ein neuer Abschnitt in der Entwicklung des Islam. Der Religionsstaat war geschaffen worden. Er fußte auf dem Gesetz des Heiligen Krieges, der verschiedene Entwicklungsstufen aufweist: Stufe 1: Das öffentliche Gebet und das oft wiederholte Glaubensbekenntnis des Islam. Stufe 2: Geduldiges Ertragen des Spotts und der Verhöhnung. Stufe 3: Verbale Verteidigung des Glaubens und vehemente Wortkriege bei zahlenmäßigem Erstarken der Moslems. Stufe 4: Die Auswanderung und Flucht verfolgter Gläubiger ist so lange denkbar, bis der Islam die Macht und Mehrheit gewonnen hat. Stufe 5: Bei zahlenmäßiger Überlegenheit wird Kriegsbereitschaft, Opfersinn und Rüstung erwartet. Stufe 6: Der Heilige Krieg bedeutet Verteidigung bei Angriffen. Stufe 7: Der Verteidigung kann der Überfall aus dem Hinterhalt auf feindliche Karawanen und schwächere Gruppen folgen. Stufe 8: Zum Heiligen Krieg gehört die Geiselnahme von Feinden und ihre Auslieferung erst nach der Zahlung von hohen Lösegeldern. Stufe 9: Der strategisch geplante Angriff zur Unterwerfung der näheren Umgebung. Stufe 10: Die weltweite Kriegserklärung gegen alle Ungläubigen. Die Erde wurde dazu in ein Haus des Islam und in ein Haus des Krieges aufgeteilt. “Bekämpft sie, bis keine Versuchung (zum Aufruhr und Abfall vom Islam) mehr existiert und die Religion Allahs (der Islam) alle umfaßt” (Sure al-Baqara 2,193).
24 Khomeyni sagte: “Es ist besser Unrecht zu tun, als Unrecht zu leiden. “ Jesus aber zog es vor, Unrecht zu leiden, statt Unrecht zu tun (Lukas 23,34).
25 Der Heilige Krieg wird so lange andauern, wie noch Ungläubige auf dieser Welt leben. Der Kampf mit der Waffe ist Teil der islamischen Mission. Islam heißt Unterwerfung unter Allah und seinen Gesandten – freiwillig oder gezwungen!
26  Der Islam versteht sich als Bruderschaft, die besonders dann zum Tragen kommt, wenn ein Moslem von einem Nichtmoslem bedrängt oder angegriffen wird. Dann eilen alle Moslems ihm zu Hilfe.
27 Die gnadenlose Härte des Islam gegen alle abgefallenen Moslems wurde immer deutlicher sichtbar. Sie haben keine Möglichkeit zur Buße, außer wenn sie wieder Moslems werden. Wenn sie in ihrem Abfall vom Islam beharren, sollen sie in dieser Welt gepeinigt und getötet werden und in der anderen im Feuer schmoren. Abfall vom Islam kann von Allah und den Moslems nie vergeben werden (Suren al-Baqara 2,217; al-Ma'ida 5,54 und Muhammad 47,25). Der Islam kennt keine Religionsfreiheit und widerstrebt den allgemeinen Menschenrechten.
28 Muhammad war kein Mann des Friedens. Er heilte niemand und versöhnte seine Nachfolger nicht mit Gott. Er drohte seinen Feinden mit Vernichtung (Halsschnitt, Schächten), verfluchte sie im Namen Allahs und schadete ihnen mit Hilfe seines Racheengels, der sich Gabriel nannte, aber nicht Gabriel war.
29 Jesus war vom Hohen Rat aus der Volksgemeinschaft des Alten Bundes ausgeschlossen worden. Die Juden verdächtigten ihn, ein Volksverführer und Lästerer zu sein, der den sofortigen Tod verdiene. Bei Jesus hatte jedoch nie die Gefahr eines bewaffneten Aufruhrs bestanden. Er war der Friedefürst und der wahre Friedensstifter.
30 Die Juden beschlossen ebenfalls, Jesus zu töten, sobald sich eine Möglichkeit dazu ergab. Er wurde beobachtet und bespitzelt. Sie hoben Steine auf, um ihn zu steinigen. Er aber ging mitten durch sie hindurch. Seine Stunde war noch nicht gekommen (Johannes 8,59; 10,39).
31 Eine Landschaft in Südarabien
32 Muhammad veranlaßte seinen Neffen und Adoptivsohn Ali, seine Feinde zu täuschen. Er setzte ihn – in der Nacht und ohne Beleuchtung – der Lebensgefahr aus, um sich selbst zu retten. Jesus dagegen stellte sich in der Nacht seinen Feinden und sagte: “Wenn ihr mich sucht, so laßt diese gehen!” (Johannes 18,8). Er war bereit, selbst zu leiden und zu sterben, um seine Nachfolger nicht in Gefahr zu bringen.  
33 Damit hat Abu Djahl sicher nur die übrigen Stämme Arabiens gemeint.
34 Allah ermöglichte es Muhammad zu fliehen, um sein politisches Reich in Medina aufzubauen. Im Islam gibt es keinen Mittler zwischen Gott und Menschen, kein stellvertretendes Opfer, keine Versöhnung und keine Ausgießung des Heiligen Geistes als Folge dieses Opfers. Das Ziel der Religion Muhammads bleibt der islamische Staat, nicht die geistliche Erneuerung der Menschen. Deshalb starb Muhammad auch nicht für seine Nachfolger. Jesus aber opferte sich selbst auf Golgatha, damit wir ewiges Leben empfangen konnten.